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Die Dame vom See – Die Hexer-Saga 5

von Andrzej Sapkowski

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  • Ich auch, dachte die Adeptin. Verdammt, sobald ich an die Akademie zurückkehre, lasse ich mich von jemandem flachlegen.

  • Nichtsdestoweniger, dachte Condwiramurs, ist es eine Beleidigung und ein unverzeihlicher Affront, sich den Angeln und Blinkern zuzuwenden, wenn auf dem Steg zwei nackte Weiber paradieren, mit Körpern, wie sie Nymphen anstünden, von denen es schlicht unmöglich sein muss, den Blick abzuwenden.

  • Ein Teufel, ein Gespenst, ein Sukkubus in Gestalt eines Weibsstücks, aber eines derart schamlosen, dass wir es nicht zu beschreiben wagen, setzt den tugendhaften und treuen Ehemännern zu. Es kommt des Nachts in die Alkoven, erlaubt sich verwerfliche Ausschweifungen und widerwärtige Perversionen, von denen zu sprechen mir der Anstand verbietet. Ihr als Kenner wisst sicherlich, wovon die Rede ist.«

  • Es gab große Viertel von Wildschweinen, Hirschkeulen und rücken, allerlei Pasteten, Aspiks und rosa Fleischscheiben, herbstlich garniert mit Pilzen, Moosbeeren, Pflaumenmus und Weißdornsoße. Es gab Herbstvögel – Birkhühner, Auerhähne und Fasanen, dekorativ mit Flügeln und Schwänzen serviert, es gab gebackene Perlhühner, Wachteln und Rebhühner, Krickenten, Sumpfschnepfen, Haselhühner und Misteldrosseln. Es gab da auch wahre Delikatessen wie Krammetsvögel, unausgenommen im Ganzen gebacken, denn die Wacholderbeeren, mit denen die Innereien dieser kleinen Vögel angefüllt sind, bilden eine natürliche Würze. Es gab auch Lachsforellen aus Bergseen, es gab Zander, Aalquappen und Hechtleber. Einen grünen Akzent setzte Rapunzel, ein spätherbstlicher Salat, den man, wenn nötig, sogar unter dem Schnee ausgraben konnte.

  • »Liebe spottet der Vernunft. Und das macht ihren Zauber und ihre Schönheit aus.«

  • Temerien, Redanien, Aedirn, Kaedwen, jetzt sind wir alle Verbündete, streiten für dieselbe Sache.«

  • ›Vögel heute, Krieger! Morgen kannst du es vielleicht nicht mehr.‹«

  • Auf die krumme Brüstung gestützt, musterte die Süße Range das Tal durch ein Fernrohr, die Zunge zwischen den Lippen und das hübsche Hinterteil herausgereckt. Bei diesem Anblick fühlte der Aufklärer Erregung in sich hochsteigen. Er beherrschte sich rasch.

  • Die Bienen summten, schwer vom gelben Blütenstaub der Akazien.

  • Shani. Ein Kind stinkender Stadtgassen, das dank seines eigenen Wissensdurstes an die Uni gekommen ist – und dank unsäglicher Entbehrungen der Eltern, die die Gebühren bezahlten. Eine Studiosa. Eine Schlaubergerin. Eine Frohnatur.

  • Wie ein alter Habicht, der weiß, wo er niederstoßen und tödlich zuschlagen muss, so wusste auch Feldmarschall Menno Coehoorn, wo er den Schlag führen musste.

  • »Blenckert«, sagte er tonlos. »Blenckert soll kommen. Oder es soll Nacht werden.«

  • »Gebt mir meine Legionen wieder«;

  • Wir müssen gut sehen, wer auf dieser Treppe erscheint! Füllt diesen eisernen Korb mit irgendetwas Brennbarem!« »Womit, Herr?« Skellen zeigte wortlos, womit. »Mit den Bildern?«, fragte der Söldner ungläubig. »Der Malerei?« »Genau«, fauchte der Uhu. »Was schaut ihr? Die Kunst ist tot!«

  • Hinsicht eine erstaunliche und dumme Konsequenz: Du versuchst immerzu, gegen den Strom zu rudern und gegen den Wind zu pissen. Das musste ein schlechtes Ende nehmen. Wisse, dass du heute, hier, im Schloss Stygga, gegen einen Orkan gepisst hast.«

  • Er öffnete seine Jacke. Auf seiner Brust glänzten silberne Medaillons. Ein Kater, ein Greif und ein Wolf.

  • »Für Lust« – Yennefer nahm die andere Hand unter Wasser – »lohnt es, mit Schmerz zu bezahlen. Hast du Angst davor?«

  • Vattier de Rideaux war betrübt und niedergeschlagen. Seine bezaubernde und in der Liebe unübertreffliche Geliebte, die goldhaarige Cantarella, hatte ihn verlassen, plötzlich und unerwartet, ohne Gründe anzugeben und ohne sich zu erklären. Für Vattier war das ein Schlag, ein schrecklicher Schlag, nach dem er umherging wie vergiftet; er war nervös, zerstreut und benommen.

  • Sie antwortete nicht sofort. »Ja, Euer Kaiserliche Majestät. Das ist ein Pelikan, der sich mit dem Schnabel die Brust aufreißt, um mit dem Blut seine Jungen zu füttern. Es ist eine Allegorie auf edelmütige Aufopferung. Und außerdem …« »Ich bin ganz Ohr.« »Außerdem auf große Liebe.«

  • »Mein Vater«, sagte er, »war ein großer Herrscher, aber der Sinn stand ihm nie nach Mythen und Legenden, er hatte nie Zeit dafür. Und er verwechselte sie ständig. Jedesmal – ich weiß das noch wie heute –, wenn er mich hierher in den Park führte, sagte er, die Skulptur stelle den Pelikan dar, der aus der Asche aufersteht.

  • Die Legende wuchs. Die Zuhörer verschlangen in wahrer Trance, voller Emphase die Worte des Märchenerzählers, der vom Hexer und der Zauberin erzählte. Vom Schwalbenturm. Von Ciri, der Hexerin mit der Narbe im Gesicht. Von Kelpie, der verzauberten schwarzen Stute. Von der Dame vom See. Das kam später, Jahre später. Viele, viele Jahre später. Doch schon jetzt keimte und wuchs die Legende in den Menschen wie ein vom warmen Regen aufgequollenes Samenkorn.

  • »Das ist aber schön«, sagte Ciri hingerissen. »Jechen! Diese Schlösser sind wie Spielzeug … wie die Zuckerdekoration auf einer Torte … Man möchte sie geradezu ablecken!« »Der Architekt war kein geringerer als Faramond«, belehrte sie Geralt. »Warte, bis du den Palast und die Gärten von Beauclair aus der Nähe siehst.« »Den Palast? Wir reiten zum Palast? Du kennst den hiesigen König?« »Die Fürstin.«

  • »Sind sie«, bestätigte der Barde gleichmütig. »In der Garderobe von Wieselchen, unter einem Haufen Kleider, Schlüpfer und Korsetts. Und da sollen sie in Ewigkeit liegen bleiben.« »Möchtest du das erklären?«

  • »Du, Triss«, wiederholte Yennefer sarkastisch, »brauchst nicht rot zu werden, nicht zu seufzen, nicht zu sabbern und nicht mit dem Hintern auf dem Sattel herumzurutschen. Glaubst du, deswegen hätte ich deiner Bitte nachgegeben, zugestimmt, dass du mit uns reitest? Zu einem besinnungslos lustvollen Treffen mit dem ehemaligen Geliebten? Ciri, ich habe dich gebeten, ein Stück weiter vor zu reiten! Triss und ich wollen uns unterhalten!«

  • Yennefer versetzte dem Pferd einen Peitschenhieb. Das Pferd schnaubte, sprang, begann so heftig auszubrechen, dass die Zauberin im Sattel schwankte. »Genug der Diskussion!«, knurrte sie. »Mehr Demut, du arrogantes Weibsstück! Das ist mein Mann, meiner und nur meiner! Verstanden? Du sollst aufhören, von ihm zu reden, aufhören, an ihn zu denken, aufhören, seinen edlen Charakter zu bewundern … Sofort, auf der Stelle! Ach, ich hätte Lust, dich bei diesen roten Loden zu packen …«