# Philosophie

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# Gedankenexperiment

Ein Gedankenexperiment ist das Nachdenken über ein hypothetisches Szenario. Man stellt sich eine Situation vor, bei der eine oder mehrere Variablen angepasst werden. Im Endeffekt ist jegliche Form des Nachdenkens ein Gedankenexperiment, denn alle Situationen oder Szenarien, die wir uns vorstellen, sind kleine Experimente im Kopf.

Im Gegensatz zu einem Experiment in der physischen Welt sind Gedankenexperimente sehr leicht und kostengünstig durchführbar. Allerdings sind unseren Fähigkeiten, alle Berechnungen des Experiments richtig durchzuführen, begrenzt. Man denke dir an kognitive Verzerrungen und unser begrenztes Wissen (Circle of Competence).

Das Konzept des Gedankenexperiments ist so alt wie das menschliche Denken an sich. Es stellt ein wichtiges Werkzeug dar, das uns erlaubt verschiedene Szenarien im Kopf durchzuspielen. Wir können dabei Überlegungen über die Einflüsse bestimmter Faktoren machen und Rückschlüsse für unsere Entscheidungen ziehen

Die Verwendung von mentalen Modellen für die Entscheidungsfindung ist immer ein Gedankenexperiment! Wenden wir beispielsweise das Modell "First Principles" an, dann bilden wir mithilfe dieses Modells ein oder mehrere Szenarien im Kopf ab. Gedankenexperimente sind die Grundlage für unsere Entscheidungen in der physischen Welt. Ein breiter, prall gefüllter Werkzeugkasten von mentalen Modellen liefert die Grundlage für gute Gedankenexperimente, die in guten Entscheidungen münden!

Verwandte Modelle

  • Denken in Wahrscheinlichkeiten

# Platons Höhlengleichnis

Platons Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gedankenexperimente der Antike. Eine vereinfachte Form lautet wie folgt. Man stelle sich vor, man wachse zeitlebens in einer dunklen Höhle auf. Dort ist man gefesselt. Das einzige was man sieht, sind Schatten. Diese Schatten werden auf eine vor uns befindliche Wand geworfen. Sie entstehen durch Feuer und Personen, die durch die Höhle laufen. Die Schatten sind alles, was man sieht; es gibt keine Dreidimensionalität, keine Farben. Nur Schatten vor einem an der Wand.

Nun legt man die Fesseln ab und verlässt die Höhle. Man sieht bunte Farben, Wälder und Seen – alles erscheint dreidimensional und unvorstellbar. Geht man nun in die Höhle zurück und erzählt den anderen Höhlenmenschen von der bunten, dreidimensionalen Welt – sie werden einem kaum gleiben. Es erscheint für sie schwer vorstellbar, dass es mehr gibt als die Schatten.

In Flatland, einem Roman von Edwin Abbott Abbott leben Quadrate und Linien in einer zweidimensionalen Welt. Nun versucht die Kugel dem Quadrat zu erklären, wie eine dreidimensionale Welt aussieht. Das Quadrat versteht es erst, wenn es zum Würfel wird. Flatland ist eine moderne Version des Höhlengleichnisses, aber die Nachricht ist gleichgeblieben.

Wie können wir Menschen uns n-Dimensionen vorstellen? Woher wissen wir, was wir nicht wissen? Generell helfen uns die Naturwissenschaften, in "andere Dimensionen" vorzudringen und auch Dinge außerhalb unserer Höhle "zu sehen" oder zumindest begründet annehmen zu können, dass es sie dort gibt. Und dennoch können wir nur einen Bruchteil von dem, was es gibt, erfassen und begreifen.

Beispiele

  • Edwin Abbott Abbott

Verwandte Modelle

  • Gedankenexperiment
  • Circle of competence
  • Unknown unknowns

# Kategorischer Imperativ

"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." – Immanuel Kant

Der Kategorische Imperativ von Kant verlangt von Handlungen, dass sie folgende Eigenschaften aufweisen:

  1. Universalisierbarkeit: Die Handlung kann zum allgemeinen Gesetz werden
  2. Selbstzweckformel: Menschen sind immer an sich Zweck und werden nie als Mittel gebraucht
  3. Naturgesetzformel: Die Handlung kann zum allgemeinen Naturgesetz werden

Die Goldene Regel, die sich in zahlreichen Schriften der großen Weltreligionen wieder findet (nicht aber wortwörtlich im Koran), ist inhaltlich sehr ähnlich:

"Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst." — Goldene Regel

Die via negativa-Fassung, die Nassim Taleb als silberne Regel bezeichnet, lautet so:

"Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu." — Silberne Regel

Beispiele

  • Das deutsche Grundgesetz
  • Goldene Regel
  • Weltreligionen

Verwandte Modelle

-Denken in Wahrscheinlichkeiten

# Konsequentialismus vs. Non-Konsequentialismus

Obwohl sich Anbeginn der Menschheit zahlreiche ethisch-philosophische Strömungen entwickelt, so lassen sich doch zwei wesentliche Hauptströmungen ausmachen: die konsequentialistische und non-konsequentialistische Ethik. Diese Adjektive klingen zunächst sperrig – dahinter verbergen sich aber sehr logische Konzepte.

Ein Beispiel für eine konsequentialistische Ehtik ist der Utitarismus. Eine Entscheidung wird hier nach ihren Folgen bewertet. Es zählt also, was die Entscheidung am Ende tatsächlich bewirkt (effective truth), nicht aber, mit welcher Intention eine Entscheidung getroffen wurde. So soll als Ziel des Utilitarismus beispielsweise das Glück so vieler Menschen wie möglich optimiert werden. Allerdings kann der Utilitarismus auch als "der Zweck heiligt die Mittel" aufgefasst werden. Und um die Frage, ob ein bestimmter Zweck wirklich für alle nützlich ist gibt es durchaus Streitigkeiten.

Die non-konsequentialistische Ethik setzt an eine ganz anderen Stelle an. Hier zählt eben nicht das Ergebnis, sondern die Intention einer Handlung. Das heißt: Handlungen wie Lügen oder Töten sind universell schlecht, gleich welches Ergebnis damit erzielt wird. Daraus folgt auch: Das Töten eines Tyrannen wird nach strenger Auslegung der non-konsequentialistischen Ethik auch abgelehnt.

Die Empirie zeigt: Menschen verhalten sich mal mehr konsequentialistisch, mal mehr non-konsequentialistisch. Ein weltbekanntes Gedankenexperiment zeigt dies eindrücklich. Menschen werden in zwei hypothetischen Situationen, bei denen es um Menschenleben geht, nach ihrer Entscheidung gefragt. Die erste ist das transplant/surgeon probelm (hier handeln die meisten deontologisch), die zweite das trolley problem (hier handeln die meisten konsequentalistisch).

Beispiele

  • Pflichtethik
  • Utilitarismus
  • Emmanuel Kant
  • John Stuart Mill
  • Jeremy Bentham
  • Das "Trolley problem"
Zuletzt geändert: 1/13/2020, 8:54:44 PM