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Handorakel und Kunst der Weltklugheit

von Baltasar Gracián

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  • Bei allem lasse man etwas Geheimnisvolles durchblicken und errege, durch seine Verschlossenheit selbst, Ehrfurcht.

  • Das ausgesprochene Vorhaben wurde nie hochgeschätzt, vielmehr liegt es dem Tadel bloß, und nimmt es gar einen ungünstigen Ausgang, so wird man doppelt unglücklich sein.

  • Man wird nicht fertig geboren; mit jedem Tag vervollkommnet man sich in seiner Person und seinem Beruf, bis man den Punkt seiner Vollendung erreicht, wo alle Fähigkeiten vollständig, alle vorzüglichen Eigenschaften entwickelt sind.

  • Dies gibt sich daran zu erkennen, daß der Geschmack erhaben, das Denken geläutert, das Urteil reif und der Wille rein geworden ist.

  • Der vollendete Mann, weise in seinen Reden, klug in seinem Tun, wird zum vertrauten Umgang der gescheiten Leute zugelassen, ja gesucht.

  • Denn der Verstand ist eben die königliche Eigenschaft und deshalb jeder Angriff auf ihn ein Majestätsverbrechen

  • Denn der Verstand ist eben die königliche Eigenschaft und deshalb jeder Angriff auf ihn ein Majestätsverbrechen.

  • eine Eigenschaft der höchsten Geistesgröße, deren Überlegenheit selbst sie loskauft vom Joche gemeiner äußerer Eindrücke.

  • Keine höhere Herrschaft, als die über sich selbst und über seine Affekte, sie wird zum Triumph des freien Willens.

  • Glück und Ruhm. So unbeständig jenes, so dauerhaft ist dieser; jenes für das Leben, dieser nachher; jenes gegen den Neid, dieser gegen die Vergessenheit. Glück wird gewünscht, bisweilen befördert; Ruhm wird erworben.

  • Mit Leuten von Einsicht hat man einen abwechselnden Genuß, indem man für das, was man sagt, Beifall, und von dem, was man hört, Nutzen einerntet.

  • Was uns zu andern führt, ist gewöhnlich unser eigenes Interesse, dies ist hier jedoch höherer Art.

  • Es gibt Herren, welche im Ruf der Weltklugheit stehn; nicht nur sind diese selbst, durch ihr Beispiel und ihren Umgang, Orakel aller Größe, sondern auch die sie umgebende Schar bildet eine höfische Akademie guter und edler Klugheit jeder Art.

  • Jeder Mensch hat ohne künstliche Bildung etwas Rohes und bedarf in jeder Art von Vollkommenheit der Politur.

  • Nie tut sie das, was sie vorgibt, sondern zielt nur, um zu täuschen. Mit Geschicklichkeit macht sie Luftstreiche, dann aber führt sie in der Wirklichkeit etwas Unerwartetes aus, stets darauf bedacht, ihr Spiel zu verbergen. Eine Absicht läßt sie erblicken, um die Aufmerksamkeit des Gegners dahin zu ziehen, kehrt ihr aber gleich wieder den Rücken und siegt durch das, woran keiner gedacht.

  • Auf solche Weise kämpft die Arglist des Python gegen den Glanz der durchdringenden Strahlen Apolls.

  • Das Wesentliche in den Dingen ist nicht ausreichend, auch die begleitenden Umstände sind erfordert.

  • Das Wie tut gar viel bei den Sachen, die artige Manier ist ein Taschendieb der Herzen. Ein schönes Benehmen ist der Schmuck des Lebens, und jeder angenehme Ausdruck hilft wundervoll von der Stelle.

  • Es ist ein Glück der Mächtigen, daß sie Männer von ausgezeichneter Einsicht sich beigesellen können, diese entreißen sie jeder Gefahr der Unwissenheit und müssen schwierige Streitfragen für sie erörtern.

  • Eine ganz neue Herrlichkeit ist es, und zwar im Besten des Lebens, künstlich die zu Dienern zu machen, welche die Natur hoch über uns gestellt hat.

  • Das Wissen ist lang, das Leben kurz, und wer nichts weiß, der lebt auch nicht. Da ist es denn ungemein geschickt, ohne Müheaufwand zu studieren, und zwar viel durch viele, um durch sie alle gelehrt zu sein.

  • Man verfahre nicht immer auf gleiche Weise, damit man die Aufmerksamkeit, zumal die der Widersacher, verwirre;

  • Es ist leicht, den Vogel im Fluge zu treffen, der ihn in gerade fortgesetzter Richtung, nicht aber den, der ihn in gewundener nimmt.

  • Nie spielt der Spieler die Karte aus, welche der Gegner erwartet, noch weniger die, welche er wünscht.

  • Fleiß und Talent: ohne beide ist man nie ausgezeichnet, jedoch im höchsten Grade, wenn man sie in sich vereint.

  • Mit dem Fleiße bringt ein mittelmäßiger Kopf es weiter, als ein überlegener ohne denselben.

  • Die Arbeit ist der Preis, für den man den Ruhm erkauft: was wenig kostet, ist wenig wert.

  • Nicht unter übermäßigen Erwartungen auftreten. Es ist das gewöhnliche Unglück alles sehr Gerühmten, daß es der übertriebenen Vorstellung, die man sich von ihm machte, nachmals nicht gleichkommen kann.

  • Nie konnte das Wirkliche das Eingebildete erreichen: denn sich Vollkommenheiten denken, ist leicht, sie verwirklichen sehr schwer.

  • Die Einbildungskraft verbindet sich mit dem Wunsche und stellt sich daher stets viel mehr vor, als die Dinge sind.

  • Die Hoffnung ist eine große Verfälscherin der Wahrheit; die Klugheit weise sie zurecht und sorge dafür, daß der Genuß die Erwartung übertreffe.

  • Viel besser ist es immer, wenn die Wirklichkeit die Erwartung übersteigt und mehr ist, als man gedacht hatte.

  • Die Kunst, Glück zu haben. Es gibt Regeln für das Glück, denn für den Klugen ist nicht alles Zufall. Die Bemühung kann dem Glücke nachhelfen.

  • Einige begnügen sich damit, sich wohlgemut an das Tor der Glücksgöttin zu stellen, und zu erwarten, daß sie öffne. Andere, schon besser, streben vorwärts und machen ihre kluge Kühnheit geltend, damit sie auf den Flügeln ihres Wertes und ihrer Tapferkeit die Göttin erreichen und ihre Gunst gewinnen mögen.

  • Gescheite Leute sind mit einer eleganten und geschmackvollen Belesenheit ausgerüstet, haben ein zeitgemäßes Wissen von allem, was an der Tagesordnung ist, jedoch mehr auf eine gelehrte als auf eine gemeine Weise; sie halten sich einen geistreichen Vorrat witziger Reden und edler Taten, von welchem sie zur rechter Zeit Gebrauch zu machen verstehen.

  • Dergleichen sind Flecken unseres Ansehens, welche das Mißwollen sogleich herausfindet und immer wieder darauf zurückkommt. Die größte Geschicklichkeit wäre, sie in Zierden zu verwandeln, in der Art, wie Cäsar sein physisches Gebrechen mit dem Lorbeer zu bedecken wußte.

  • Die Daumenschrauben eines jeden finden. Dies ist die Kunst, den Willen anderer in Bewegung zu setzen. Es gehört mehr Geschick als Festigkeit dazu. Man muß wissen, wo einem jeden beizukommen sei.

  • Alle sind Götzendiener, einige der Ehre, andere des Interesses, die meisten des Vergnügens. Der Kunstgriff besteht darin, daß man diesen Götzen eines jeden kenne, um mittels desselben ihn zu bestimmen. Weiß man, welches für jeden der wirksame Anstoß ist, so hat man den Schlüssel zu seinem Willen.

  • Die Vollkommenheit besteht nicht in der Quantität, sondern in der Qualität. Alles Vortreffliche ist stets wenig und selten, die Menge und Masse einer Sache macht sie geringgeschätzt.

  • In nichts gemein. Erstlich: nicht im Geschmack.

  • Zweitens: nicht im Verstande. Man finde kein Genügen an den Wundern des Pöbels, dessen Unwissenheit ihn nicht über das Erstaunen hinauskommen läßt; während die allgemeine Dummheit bewundert, deckt der Verstand des einzelnen den Trug auf.

  • Es gibt mancherlei grillenhafte Sekten, von welchen allen der kluge Mann sich fernhält.

  • Die Glücklichen und Unglücklichen kennen, um sich zu jenen zu halten und diese zu fliehen.

  • Dies ist ja eben der einzige Vorzug, den die höchste Macht gibt, daß man mehr Gutes tun kann als alle andern.

  • Freunde sind die, welche Freundschaft erweisen.

  • Seine vorherrschende Fähigkeit kennen, sein hervorstehendes Talent; sodann dieses ausbilden und den übrigen nachhelfen.

  • Man beobachte also seine überwiegende Eigenschaft und verwende auf diese allen Fleiß. Bei einigen ist der Verstand, bei andern die Tapferkeit vorherrschend.

  • Wer es günstig befunden hat, schreite keck vorwärts; denn es liebt die Kühnen leidenschaftlich und als schönes Weib auch die Jünglinge

  • Wer es günstig befunden hat, schreite keck vorwärts; denn es liebt die Kühnen leidenschaftlich und als schönes Weib auch die Jünglinge.

  • Es ist ein Vorzug des guten Geschmacks, daß er jede Sache auf dem Punkte ihrer Vollendung genießt.

  • Daher gehe der Kluge zurückhaltend zu Werke und fehle lieber durch ein Zuwenig als durch ein Zuviel.

  • Von angeborener Herrschaft. Sie ist die geheim wirkende Kraft der Überlegenheit.

  • Alle unterwerfen sich ihr, ohne zu wissen wie, indem sie die verborgene Macht natürlicher Autorität anerkennen.

  • Denken wie die Wenigsten und reden wie die Meisten. Gegen den Strom schwimmen zu wollen, vermag keineswegs den Irrtum zu zerstören, sehr wohl aber in Gefahr zu bringen.

  • Von anderer Meinung abweichen, wird für Beleidigung gehalten; denn es ist ein Verdammen des fremden Urteils.

  • Das Denken ist frei, ihm kann und darf keine Gewalt geschehen. Daher zieht der Kluge sich zurück in das Heiligtum seines Schweigens; und läßt er je sich bisweilen aus, so ist es im engen Kreise Weniger und Verständiger.

  • Seine Antipathie bemeistern. Oft verabscheuen wir aus freien Stücken, und sogar ehe wir die Eigenschaften der betreffenden Personen kennengelernt haben; bisweilen wagt dieser angeborene, pöbelhafte Widerwille sich selbst gegen die ausgezeichnetsten Männer zu regen.

  • Gründlichkeit und Tiefe. Nur soweit man diese hat, kann man mit Ehren eine Rolle spielen. Stets muß das Innere noch einmal soviel sein wie das Äußere. Dagegen gibt es Leute von bloßer Fassade, wie Häuser, die, weil die Mittel fehlten, nicht ausgebaut sind und den Eingang eines Palastes, den Wohnraum einer Hütte haben.

  • Andre, die selbst einen oberflächlichen Blick haben, werden leicht von solchen getäuscht; aber nicht so die Schlauen: diese gehen aufs Innere und finden es leer, bloß zum Spotte gescheiter Leute tauglich.

  • Nie setze man Achtung gegen sich selbst aus den Augen und mache sich nicht mit sich selbst gemein

  • Nie setze man Achtung gegen sich selbst aus den Augen und mache sich nicht mit sich selbst gemein.

  • Nie aus der Fassung geraten. Ein großer Punkt der Klugheit, nie sich zu entrüsten.

  • Warten können. Es beweist ein großes Herz mit Reichtum an Geduld, wenn man nie in eiliger Hitze, nie leidenschaftlich ist. Erst sei man Herr über sich, so wird man es nachher über andere sein.

  • Nur durch die weiten Räume der Zeit gelangt man zum Mittelpunkt der Gelegenheit. Weise Zurückhaltung bringt die richtigen, lange geheim zu haltenden Beschlüsse zur Reife.

  • Die Krücke der Zeit richtet mehr aus als die eiserne Keule des Herkules

  • Die Krücke der Zeit richtet mehr aus als die eiserne Keule des Herkules.

  • Was viel wert ist, kostet viel; ist doch das edelste Metall das schwerste.

  • Sich anzupassen verstehen. Nicht allen soll man auf gleiche Weise seinen Verstand zeigen, und nie mehr Kraft verwenden, als gerade nötig ist.

  • Man lege nicht immer alles zur Schau aus, sonst wird es morgen keiner mehr bewundern.

  • Daher soll man auf das Ende bedacht sein und seine Sorgfalt mehr auf ein glückliches Abgehen als auf den Beifall beim Auftreten richten.

  • Es kann keinen großen Mann geben, der nicht in irgend etwas alle andern überträfe. Mittelmäßigkeiten sind kein Gegenstand der Bewunderung.

  • Das Höchste leisten, und in der vorzüglichsten Gattung, drückt uns gleichsam einen Souveränitätscharakter auf, gebietet Bewunderung und gewinnt die Herzen.

  • Sich guter Werkzeuge bedienen. Einige wollen, daß die Nichtswürdigkeit ihrer Werkzeuge ihren eigenen Scharfsinn zu verherrlichen diene: eine gefährliche Genugtuung, welche vom Schicksal eine Züchtigung verdient.

  • Und bei jeder Begebenheit, wo dem andern eine Freude, sich selber einen Schmerz bereiten hieße, ist die passende Regel: es sei besser, daß er jetzt betrübt werde, als du nachher und ohne Nachhilfe.

  • Andererseits soll man nicht ein Gewerbe daraus machen, mit allem unzufrieden zu sein, welches ein höchst albernes Extrem ist, und noch abscheulicher, wenn es aus Affektation, als wenn es aus Verstimmung entspringt.

  • Einige möchten, daß Gott eine andere Welt, mit ganz andern Vollkommenheiten schüfe, um ihrer ausschweifenden Phantasie Genüge zu tun.

  • Den glücklichen Ausgang im Auge behalten. Manche setzen sich mehr die strenge Richtigkeit der Maßregeln zum Ziel als das glückliche Erreichen des Zwecks; allein stets wird, in der öffentlichen Meinung, die Schmach des Mißlingens die Anerkennung ihrer sorgfältigen Mühe überwiegen

  • Den glücklichen Ausgang im Auge behalten. Manche setzen sich mehr die strenge Richtigkeit der Maßregeln zum Ziel als das glückliche Erreichen des Zwecks; allein stets wird, in der öffentlichen Meinung, die Schmach des Mißlingens die Anerkennung ihrer sorgfältigen Mühe überwiegen.

  • Wer gesiegt hat, braucht keine Rechenschaft abzulegen.

  • Die ganze Beschaffenheit der Umstände können die meisten nicht sehen, sondern bloß den guten oder schlechten Erfolg; daher wird man nie in der Meinung verlieren, wenn man seinen Zweck erreicht.

  • Ein gutes Ende übergoldet alles, wie sehr auch immer das Unpassende der Mittel dagegen sprechen mag. Denn zuzeiten besteht die Kunst darin, daß man gegen die Regeln der Kunst verfährt, wenn nämlich ein glücklicher Ausgang anders nicht zu erreichen steht.

  • Es gibt Ämter und Beschäftigungen, die dem allgemeinen Beifallsrufe offen stehen, und andere, die zwar wichtiger sind, jedoch sich keines Ansehens erfreuen.

  • Der begabte Mann ziehe die gepriesenen Ämter vor, die allen sichtbar sind und deren Einfluß sich auf alle erstreckt; dann wird die allgemeine Stimme ihm unvergänglichen Ruhm verleihen.

  • denn das meiste wird nicht erlangt, weil es nicht unternommen wird.

  • Sich nicht gemeiner Launenhaftigkeit hingeben. Der ist ein großer Mann, welcher nie von fremdartigen Eindrücken bestimmt wird. Beobachtung seiner selbst ist eine Schule der Weisheit.

  • Der Anfang der Selbstbesserung ist die Selbsterkenntnis. Es gibt Ungeheuer von Verstimmtheit; immer sind sie bei irgendeiner Laune, und mit dieser wechseln sie die Neigungen; so immerwährend von einer niederträchtigen Verstimmung am Seile geschleppt, lassen sie sich auf gerade entgegengesetzte Seiten ein.

  • Das Nein des einen wird höher geschätzt als das Ja mancher andern, denn ein vergoldetes Nein befriedigt mehr als ein trockenes Ja.

  • Auch soll man nie etwas ganz und gar verweigern; denn das hieße jenen die Abhängigkeit aufkündigen: man lasse immer noch ein wenig Hoffnung übrig, die Bitterkeit der Weigerung zu versüßen.

  • Ein verständiger Mann ist stets derselbe in allen seinen Vollkommenheiten und erhält sich dadurch den Ruf der Gescheitheit;

  • Es gibt Leute, die alle Tage andere sind, sogar ihr Verstand ist ungleich, noch mehr ihr Wille und bis auf ihr Glück. Was gestern das Weiße ihres Ja war, ist heute das Schwarze ihres Nein. So arbeiten sie beständig ihrem eigenen Kredit und Ansehen entgegen und verwirren die Begriffe der andern.

  • Ein Mann von Entschlossenheit. Nicht so verderblich ist die schlechte Ausführung als die Unentschlossenheit

  • Ein Mann von Entschlossenheit. Nicht so verderblich ist die schlechte Ausführung als die Unentschlossenheit.

  • Es gibt zum Entschluß ganz unfähige Leute, die stets des fremden Antriebes bedürfen, und bisweilen entspringt dies nicht sowohl aus Verworrenheit der Urteilskraft, die bei ihnen vielmehr sehr hell ist, als aus Mangel an Tatkraft.

  • Schwierigkeiten auffinden, beweist Scharfsinn; jedoch noch größern das Auffinden der Auswege zu ihnen.

  • Andere hingegen gibt es, die nichts in Verlegenheit setzt: von umfassendem Verstande und entschlossenem Charakter, sind sie für die höchsten Stellen geboren; denn ihr aufgeweckter Kopf befördert den Geschäftsgang und erleichtert das Gelingen.

  • Sich ein heroisches Vorbild wählen: mehr zum Wetteifer als zur Nachahmung. Es gibt Muster der Größe, lebendige Bücher der Ehre. Jeder stelle sich die Größten in seinem Berufe vor, nicht sowohl um ihnen nachzuahmen, als zur Anspornung.

  • Nicht immer Scherz treiben. Der Verstand eines Mannes zeigt sich im Ernsthaften, welches daher mehr Ehre bringt als das Witzige. Wer immer scherzt, ist nie der Mann für ernste Dinge.

  • Sein Weilchen mag der Scherz haben; aber alle übrige Zeit gehöre dem Ernst.

  • Aber als eine große Feinheit erfordert sie viel Talent; weniger schwer wird sie dem Manne, dessen Kopf in Kenntnissen und dessen Geschmack in Neigungen vielseitig ist.

  • Joviales Gemüt. Wenn mit Mäßigung, ist es eine Gabe, kein Fehler. Ein Gran Munterkeit würzt alles. Die größten Männer treiben auch bisweilen Possen, und es macht sie bei allen beliebt; jedoch verlieren sie dabei nie weder die Rücksichten der Klugheit, noch die Achtung vor dem Anstand aus den Augen. Andere wiederum helfen sich durch einen Scherz auf dem kürzesten Wege aus Verwicklungen; denn es gibt Dinge, die man als Scherz nehmen muß, und bisweilen sind es gerade die, welche der andere am ernstlichsten gemeint hat. Man legt dadurch Friedfertigkeit an den Tag, die ein Magnet der Herzen ist.

  • Die Wahrheit wird meistens gesehen, nur ausnahmsweise gehört.

  • Die Leidenschaft färbt alles, was sie berührt, mit ihren Farben, bald günstig, bald ungünstig.

  • Die Trefflichkeiten werden alt und mit ihnen der Ruhm; ein mittelmäßiges Neues sticht oft das Ausgezeichnete, wenn es alt geworden ist, aus. Man bewirke also seine Wiedergeburt, in der Tapferkeit, im Genie, im Glück, in allem. Man trete mit neuen, glänzenden Sachen hervor und gehe, wie die Sonne, wiederholt auf. Auch wechsele man den Schauplatz seines Glanzes, damit hier das Entbehren Verlangen, dort die Neuheit Beifall erwecke.

  • Daher schlafe Homer bisweilen, und man affektiere einige Nachlässigkeiten, sei es im Genie, sei es in der Tapferkeit, jedoch nie in der Klugheit, - um das Mißwollen zu besänftigen, daß es nicht berste vor Gift. Man werfe gleichsam dem Stier des Neides den Mantel zu, die Unsterblichkeit zu retten.

  • Dem Klugen nützen seine Feinde mehr als dem Dummen seine Freunde.

  • Zu nichts zu taugen, ist ein großes Unglück; ein noch größeres aber, zu allem taugen zu wollen; solche Leute verlieren durch zu vieles Gewinnen und werden zuletzt allen so sehr zum Abscheu, als sie anfangs begehrt waren.

  • Je mehr eine Fackel leuchtet, desto mehr verzehrt sie sich und verkürzt ihre Dauer. Kargheit im Sichzeigen erhält erhöhte Wertschätzung zum Lohn.

  • Übler Nachrede vorbeugen. Der große Haufen hat viele Köpfe und folglich viele Augen zur Mißgunst und viele Zungen zur Verunglimpfung.

  • Bildung und Eleganz. Der Mensch wird als ein Barbar geboren, und nur die Bildung befreit ihn von der Bestialität.

  • Es gibt Leute von natürlicher Eleganz, von innerer und äußerer Zierlichkeit, im Denken, im Reden, im Putz des Leibes, welcher der Rinde zu vergleichen ist, wie die Talente des Geistes der Frucht. Andere dagegen sind so ungehobelt, daß alles, was ihr ist, ja zuweilen ausgezeichnete Trefflichkeiten, eine unerträgliche barbarische Ungeschlachtheit verunstaltet.

  • Kenntnis seiner selbst: an Sinnesart, an Geist, an Urteil, an Neigungen. Keiner kann Herr über sich sein, wenn er sich nicht zuvor begriffen hat.

  • Spiegel gibt es für das Antlitz, aber keine für die Seele;

  • Wie soll ein Unternehmen gut ablaufen, dessen Entwurf schon von der Besorgnis verurteilt wird?

  • Es ist eine große Kunst, sich alles Gute aneignen zu können.

  • Und da die Natur aus dem Menschen, indem sie ihn so hoch stellte, einen Inbegriff ihrer ganzen Schöpfung gemacht hat, so mache ihn nun auch die Kunst zu einer kleinen Welt durch Übung und Bildung des Verstandes und des Geschmacks

  • Und da die Natur aus dem Menschen, indem sie ihn so hoch stellte, einen Inbegriff ihrer ganzen Schöpfung gemacht hat, so mache ihn nun auch die Kunst zu einer kleinen Welt durch Übung und Bildung des Verstandes und des Geschmacks.

  • Unergründlichkeit der Fähigkeiten. Der Kluge verhüte, daß man sein Wissen und sein Können bis auf den Grund ermesse, wenn er von allen verehrt sein will.

  • Denn größere Verehrung erregt die Mutmaßung und der Zweifel über die Ausdehnung der Talente eines jeden als die genaue Kundschaft davon, so groß sie auch immer sein mögen.

  • Der Ruf ist schwer zu erlangen; denn er entsteht nur aus ausgezeichneten Eigenschaften, und diese sind so selten als die mittelmäßigen häufig.

  • Einmal erlangt aber, erhält er sich leicht.

  • Er legt Verbindlichkeiten auf; aber er wirkt noch mehr. Geht er wegen der Erhabenheit seiner Ursache und seiner Sphäre bis zur Verehrung, so verleiht er uns eine Art Majestät. Jedoch ist nur der wirklich gegründete Ruf von unvergänglicher Dauer.

  • Wer mit offenen Karten spielt, läuft Gefahr, zu verlieren.

  • Wirklichkeit und Schein. Die Dinge gelten nicht für das, was sie sind, sondern für das, was sie scheinen.

  • Die eine Hälfte der Welt lacht über die andere, und Narren sind alle. Jedes ist gut und jedes ist schlecht, wie es die Stimmen wollen. Was dieser wünscht, haßt jener.

  • Ein unerträglicher Narr ist, wer alles nach seinen Begriffen ordnen will.

  • Es gibt keinen Fehler, der nicht seinen Liebhaber fände, auch dürfen wir nicht den Mut verlieren, wenn unsre Sachen einigen nicht gefallen; denn andere werden nicht ausbleiben, die sie zu schätzen wissen; aber auch über den Beifall dieser darf man nicht eitel werden, denn wieder andere werden sie verwerfen.

  • Die Richtschnur der wahren Zufriedenheit ist der Beifall berühmter Männer und derer, die in dieser Gattung eine Stimme haben.

  • Jeder sei in seiner Art majestätisch. Wenn er auch kein König ist, müssen doch alle seine Handlungen, nach seiner Sphäre, eines Königs würdig sein und sein Tun in den Grenzen seines Standes und Berufs königlich.

  • Besonders aber sollte denen, welche dem Throne näher stehen, etwas von der wahren Überlegenheit ankleben, und sie sollten lieber die wahrhaft königlichen Eigenschaften als ein eitles Zeremoniell sich anzueignen suchen, nicht eine leere Aufgeblasenheit affektieren, sondern das wesentlich Erhabene annehmen.

  • Es gibt Leute, welche mehr zum Hindernis als zur Zierde der Welt da sind, unnütze Möbel, die jeder aus dem Wege rückt.

  • Nicht mit seinem Glücke prahlen. Es ist beleidigender, mit Stand und Würde zu prunken, als mit persönlichen Eigenschaften.

  • Hochachtung erlangt man desto weniger, je mehr man darauf ausgeht; denn sie hängt von der Meinung anderer ab, weshalb man sie sich nicht nehmen kann, sondern sie von den andern verdienen und abwarten muß.

  • Man beobachte diese kluge Rücksicht bei der Wahl seiner Freunde und Diener: denn durch die Verbindung der Gegensätze wird man einen sehr gescheiten Mittelweg treffen.

  • sei. Es ist eine Regel der Klugen, die Dinge zu verlassen, ehe sie uns verlassen. Man wisse, selbst aus seinem Ende sich einen Triumph zu bereiten

  • sei. Es ist eine Regel der Klugen, die Dinge zu verlassen, ehe sie uns verlassen. Man wisse, selbst aus seinem Ende sich einen Triumph zu bereiten.

  • Eine Schöne zerbreche schlau beizeiten ihren Spiegel, um es nicht später aus Ungeduld zu tun, wenn er sie aus ihrer Täuschung gerissen hat.

  • Kein Zauber ist mächtiger als erzeigte Gefälligkeit, und um Freunde zu erwerben, ist das beste Mittel, sich welche zu machen.

  • Das Meiste und Beste, was wir haben, hängt von andern ab. Wir müssen entweder unter Freunden oder unter Feinden leben. Jeden Tag suche man einen zu erwerben, nicht gleich zum genauen, aber doch zum wohlwollenden Freunde; einige werden nachher, nachdem sie eine prüfende Wahl bestanden haben, als Vertraute zurückbleiben.

  • Wenige Menschen führen auf eine redliche Art Krieg.

  • Sich nur mit Leuten von Ehr- und Pflichtgefühl abgeben. Mit solchen kann man gegenseitige Verpflichtungen eingehen.

  • Den Ruf der Höflichkeit erwerben, denn er ist hinreichend, um beliebt zu sein. Die Höflichkeit ist ein Hauptteil der Bildung und ist eine Art Hexerei, welche die Gunst aller erobert, wie im Gegenteil Unhöflichkeit allgemeine Verachtung und Widerwillen erregt; wenn aus Stolz entspringend, ist sie abscheulich, wenn aus Grobheit, verächtlich.

  • Höflichkeit und Ehre haben vor andern Dingen dies voraus, daß sie bei dem, der sie erzeigt, bleiben.

  • Sich in die Zeiten schicken. Sogar das Wissen muß nach der Mode sein, und da, wo es nicht Mode ist, besteht es gerade darin, daß man den Unwissenden spielt. Denkungsart und Geschmack ändern sich nach den Zeiten. Man denke nicht altmodisch und habe einen modernen Geschmack.

  • In jeder Gattung hat der Geschmack der Mehrzahl eine geltende Stimme; man muß ihm also für jetzt folgen und ihn zu höherer Vollkommenheit weiterzubringen suchen.

  • Bloß von der Güte des Herzens gilt diese Lebensregel nicht; denn zu jeder Zeit soll man die Tugend üben. Man will heutzutage nicht von ihr wissen; die Wahrheit reden, oder sein Wort halten, scheinen Dinge aus einer andern Zeit; so scheinen auch die guten Leute noch aus der guten Zeit zu sein, sind aber doch noch geliebt.

  • Nicht eine Angelegenheit aus dem machen, was keine ist. Wie manche aus allem eine Klatscherei machen, so andere aus allem eine Angelegenheit. Immer sprechen sie mit Wichtigkeit, alles nehmen sie ernstlich und machen eine Streitigkeit oder eine geheimnisvolle Sache daraus.

  • Es ist sehr verkehrt, wenn man sich das zu Herzen nimmt, was man in den Wind schlagen sollte.

  • Im Reden und Tun etwas Imponierendes haben. Dadurch setzt man sich allerorts bald in Ansehen und hat die Achtung vorweg gewonnen. Es zeigt sich in allem, im Umgange, im Reden, im Blick, in den Neigungen, sogar im Gange. Wahrlich, ein großer Sieg, sich der Herzen zu bemeistern.

  • Es entsteht nicht aus einer dummen Dreistigkeit, noch aus einem übellaunigen Wesen bei der Unterhaltung; sondern es beruht auf einer wohlgeziemenden Autorität, die aus natürlicher, von Verdiensten unterstützter Überlegenheit hervorgeht.

  • Je besser man eine Sache macht, desto mehr muß man die darauf verwandte Mühe verbergen, um diese Vollkommenheit als etwas ganz aus unserer Natur Entspringendes erscheinen zu lassen.

  • Jedoch gibt es Wege, sich jenen Lohn der allgemeinen Liebe zu erwerben: ein ganz sicherer ist, daß man in seinem Amte und durch seine Talente ausgezeichnet sei, auch das Einnehmende im Betragen tut viel; durch dies alles macht man seine Vorzüge unentbehrlich, so daß es merklich wird, daß das Amt unsrer bedurfte, nicht wir des Amtes.

  • Seine Neigungen soll man unter Siegel halten; wieviel mehr seine Fehler.

  • Alle Menschen begehen Fehltritte, jedoch mit dem Unterschiede, daß die Klugen die begangenen verhehlen, die Dummen aber die, welche sie erst begehen wollen, schon zum voraus lügen.

  • Sogar in der Freundschaft sei es eine Ausnahme, daß man seine Fehler dem Freunde anvertraut; ja, sich selber sollte man sie, wenn es sein könnte, verbergen; doch kann man sich hierbei mit jener andern Lebensregel helfen, welche heißt: vergessen können.

  • Das Klagen schadet stets unserm Ansehen. Es dient leichter, der Leidenschaftlichkeit anderer ein Beispiel der Verwegenheit an die Hand zu geben als uns den Trost des Mitleids zu verschaffen; denn dem Zuhörer zeigt es den Weg zu eben dem, worüber wir klagen, und die Kunde der ersten Beleidigung ist die Entschuldigung der zweiten.

  • Tun und sehen lassen. Die Dinge gelten nicht für das, was sie sind, sondern für das, was sie scheinen

  • Tun und sehen lassen. Die Dinge gelten nicht für das, was sie sind, sondern für das, was sie scheinen.

  • Wert haben und ihn zu zeigen verstehen, heißt zweimal Wert haben. Was nicht gesehen wird, ist, als ob es nicht wäre.

  • Eine gute Außenseite ist die beste Empfehlung der inneren Vollkommenheit

  • Eine gute Außenseite ist die beste Empfehlung der inneren Vollkommenheit.

  • Gescheite allein, wird er für den Narren gelten. So wichtig ist es, dem Strom zu folgen.

  • Man muß mit den übrigen leben, und die Unwissenden sind in der Mehrzahl. Um allein zu leben, muß man sehr einem Gotte oder ganz einem Tiere ähnlich sein.

  • Sich in den Materien festsetzen und den Geschäften sogleich den Puls fühlen. Viele verirren sich in den Verzweigungen eines unnützen Überlegens oder auf dem Laubwerk einer ermüdenden Redseligkeit, ohne auf das Wesen der Sache zu treffen; sie gehen hundertmal um einen Punkt herum, ermüden sich und andere, kommen jedoch nie auf die eigentliche Hauptsache.

  • Der Weise sei sich selbst genug. Jener,* der sich selbst alles in allem war, hatte, als er sich selbst davon trug, all das Seinige bei sich.

  • Kunst, die Dinge ruhen zu lassen, und um so mehr, je wütender die Wellen des öffentlichen oder häuslichen Lebens toben.

  • Gegen Zwiespalt und Verwirrung ist das beste Mittel, sie ihren Lauf nehmen zu lassen: denn so beruhigen sie sich von selbst.

  • Die Unglückstage kennen, denn es gibt dergleichen; an solchen geht nichts gut, und ändert sich auch das Spiel, doch nicht das Mißgeschick.

  • Alles, sogar der Verstand, ist dem Wechsel unterworfen, und keiner ist zu jeder Stunde klug; es gehört Glück dazu, richtig zu denken wie eben auch einen Brief gut abzufassen. Alle Vollkommenheiten hängen von Zeitperioden ab; die Schönheit hat nicht immer ihren Tag, die Klugheit versagt ihren Dienst, indem wir den Sachen bald zu wenig, bald zu viel tun; und alles muß, um gut auszufallen, seinen Tag haben.

  • Ebenso gelingt auch einigen alles schlecht, andern alles gut und mit geringerer Anstrengung. Diese finden alles schon gemacht, der Geist ist aufgelegt, das Gemüt in der besten Stimmung, und der Glücksstern leuchtet. Dann muß man seinen Vorteil wahrnehmen und auch nicht das geringste davon verloren gehen lassen.

  • Jedoch wird der Mann von Überlegung nicht wegen eines Unfalls den Tag entschieden für schlecht oder im umgekehrten Fall für gut erklären; denn jenes konnte ein kleiner Verdruß, dieses ein glücklicher Zufall sein.

  • Nicht sich zuhören. Sich selber gefallen hilft wenig, wenn man andern nicht gefällt, und meistens straft die allgemeine Geringschätzung die selbsteigene Zufriedenheit.

  • Nie aus Eigensinn sich auf die schlechtere Seite stellen, weil der Gegner sich bereits auf die bessere gestellt hat. Denn sonst tritt man schon besiegt auf den Kampfplatz und wird daher notwendig mit Schimpf und Schande abziehen müssen. Mit schlechten Waffen wird man nie gut kämpfen

  • Nie aus Eigensinn sich auf die schlechtere Seite stellen, weil der Gegner sich bereits auf die bessere gestellt hat. Denn sonst tritt man schon besiegt auf den Kampfplatz und wird daher notwendig mit Schimpf und Schande abziehen müssen. Mit schlechten Waffen wird man nie gut kämpfen.

  • Sogar der Überlegenste soll freundschaftlichem Rate Raum geben, und selbst die königliche Macht darf nicht die Lenksamkeit ausschließen.

  • Es gibt Leute, die rettungslos sind, weil sie sich allem verschließen, sie stürzen sich ins Verderben, weil keiner sich heranwagt, sie zurückzuhalten.

  • Die Kunst der Unterhaltung besitzen - sie ist es, in der ein ganzer Mann sich produziert.

  • Ist Behutsamkeit nötig, einen Brief zu schreiben, welches eine überlegte und schriftliche Unterhaltung ist, wie viel mehr bei der gewöhnlichen Unterhaltung, in welcher die Klugheit eine unvorbereitete Prüfung zu bestehen hat!

  • Einige halten dafür, daß die Kunst der Unterhaltung gerade darin bestehe, daß sie kunstlos sei, indem sie locker und lose, wie die Kleidung, sein müsse. Von der Unterhaltung zwischen genauen Freunden gilt dies wohl; allein, wenn mit Leuten geführt, die Rücksicht verdienen, muß sie gehaltvoller sein, um eben vom Gehalt des Redenden Zeugnis zu geben.

  • Alles kann nicht gut ablaufen, noch kann man alle zufriedenstellen; daher habe man, wenn auch auf Kosten seines Stolzes, so einen Sündenbock, so einen Ausbader unglücklicher Unternehmungen.

  • Das ganze Leben muß ein fortgesetztes Denken sein, damit man des rechten Weges nicht verfehle. Wiederholte Überlegungen und Vorsicht machen es möglich, unsern Lebenslauf zum voraus zu bestimmen.

  • Nie sich zu dem gesellen, durch den man in den Schatten gestellt wird, sei es dadurch, daß er über uns oder daß er unter uns stehe. Größere Vorzüge finden größere Verehrung; da wird der andere immer die Hauptrolle spielen, wir die zweite; bleibt für uns ja noch einige Wertschätzung, so ist es, was er übrig läßt.

  • Ebensowenig aber soll man durch einen schlechten Kumpan sich in Gefahr setzen und nicht auf Kosten seines eigenen Ansehens einem andern Ehre erzeigen.

  • Ist man noch im Werden, so halte man sich zu den Ausgezeichneten, als gemachter Mann aber zu den Mittelmäßigen.

  • Nicht leicht glauben und nicht leicht lieben. Die Reife des Geistes zeigt sich an der Langsamkeit im Glauben. Die Lüge ist sehr gewöhnlich; so sei der Glaube ungewöhnlich.

  • Die Freunde seiner Wahl, denn erst nachdem der Verstand sie geprüft und das wechselnde Glück sie erprobt hat, sollen sie es sein, erkoren nicht bloß durch die Neigung, sondern auch durch die Einsicht.

  • Einige Freunde führt ihre Zudringlichkeit, die meisten der Zufall uns zu.

  • Sich nicht in den Personen täuschen, welches die schlimmste und leichteste Täuschung ist. Besser man werde im Preise als in der Ware betrogen

  • Sich nicht in den Personen täuschen, welches die schlimmste und leichteste Täuschung ist. Besser man werde im Preise als in der Ware betrogen.

  • Keine Einöde ist so traurig, als ohne Freunde zu sein. Die Freundschaft vermehrt das Gute und verteilt das Schlimme; sie ist das einzige Mittel gegen das Unglück und ist das Freiatmen der Seele.

  • Die Narren ertragen können. Stets sind die Weisen ungeduldig: wer sein Wissen vermehrt, vermehrt seine Ungeduld. Große Einsicht ist schwer zu befriedigen.

  • Beim Unwichtigen übe man sich für das Wichtigste.

  • Über Nebenbuhler und Widersacher zu triumphieren verstehen. Sie zu verachten, reicht nicht aus, wiewohl es vernünftig ist; sondern Edelmut ist die Sache.

  • Schicksal auch sich zuziehen. Was für den einen ein Mißgeschick, ist oft für den andern die glücklichste Begebenheit; denn keiner könnte beglückt sein, wenn nicht viele andere unglücklich wären.

  • Worte kann man nicht essen, sie sind Wind; und von Artigkeiten kann man nicht leben, sie sind ein höflicher Betrug.

  • Worte sollen das Unterpfand der Werke sein, und dann haben sie ihren Wert. Die Bäume, die keine Frucht, sondern nur Blätter tragen, pflegen ohne Mark zu sein; man muß sie kennen, die einen zum Nutzen, die andern zum Schatten.

  • Mehr darauf wachen, nicht einmal zu fehlen, als hundertmal zu treffen. Nach der strahlenden Sonne sieht keiner, aber alle sehen nach der verfinsterten. Die gemeine Kritik der Welt wird dir nicht, was dir gelungen, sondern was du verfehlt hast, nachrechnen.

  • Alle gelungenen Leistungen eines Mannes zusammengenommen sind nicht hinreichend, einen einzigen und kleinen Makel auszulöschen.

  • Die Gunst nicht verbrauchen. Die großen Gönner sind für die großen Gelegenheiten. Ein großes Zutrauen soll man nicht zu kleinen Dingen in Anspruch nehmen, denn das hieße die Gunst vergeuden

  • Die Gunst nicht verbrauchen. Die großen Gönner sind für die großen Gelegenheiten. Ein großes Zutrauen soll man nicht zu kleinen Dingen in Anspruch nehmen, denn das hieße die Gunst vergeuden.

  • Der heilige Anker bleibe stets für die äußerste Gefahr aufbewahrt.

  • Sich nicht mit dem einlassen, der nichts zu verlieren hat. Denn dadurch geht man einen ungleichen Kampf ein. Der andere tritt sorglos auf, denn er hat sogar die Scham verloren, ist mit allem fertig geworden und hat weiter nichts zu verlieren. Daher wirft er sich zu jeder Ungebührlichkeit auf. So schrecklicher Gefahr darf man nie seinen unschätzbaren Ruf aussetzen, der so viele Jahre zu erwerben gekostet hat und jetzt in einem Augenblick verlorengehn kann, indem ein einziger schmählicher Unfall so vielen heißen Schweiß vergeblich machen würde.

  • Nicht von Glas sein im Umgang, noch weniger in der Freundschaft. Einige brechen ungemein leicht, wodurch sie ihren Mangel an Festigkeit zeigen

  • Nicht von Glas sein im Umgang, noch weniger in der Freundschaft. Einige brechen ungemein leicht, wodurch sie ihren Mangel an Festigkeit zeigen.

  • Die Beschaffenheit ihres Gemüts ist zarter als die ihres Augensterns, da sie weder im Scherz noch im Ernst eine Berührung duldet. Die unbedeutendsten Kleinigkeiten beleidigen sie: es bedarf keiner Ausfälle.

  • Wer mit ihnen umgeht, muß mit der äußersten Behutsamkeit verfahren, stets ihre Zartheit berücksichtigen und sogar ihre Miene beobachten, da der geringste Übelstand ihnen Verdruß erregt.

  • Nicht hastig leben. Die Sachen zu verteilen wissen, heißt sie zu genießen verstehen. Viele sind mit ihrem Glück früher als mit ihrem Leben zu Ende; sie verderben sich die Genüsse, ohne ihrer froh zu werden, und nachher möchten sie umkehren, wenn sie ihres weiten Vorsprungs inne werden

  • Nicht hastig leben. Die Sachen zu verteilen wissen, heißt sie zu genießen verstehen. Viele sind mit ihrem Glück früher als mit ihrem Leben zu Ende; sie verderben sich die Genüsse, ohne ihrer froh zu werden, und nachher möchten sie umkehren, wenn sie ihres weiten Vorsprungs inne werden.

  • Vor den Freuden des Lebens sind sie immer voraus, verzehren schon die kommenden Jahre, und da sie so eilig sind, werden sie schnell mit allem fertig. Man soll sogar im Durst nach Wissen ein vernünftig Maß beobachten, damit man nicht die Dinge lerne, welche es besser wäre nicht zu wissen.

  • Ein Mann von Gehalt sein; und wer es ist, findet kein Genüge an denen, die es nicht sind.

  • Ein Betrug macht viele andere notwendig, daher denn das ganze Gebäude schimärisch ist und, weil in der Luft erbaut, notwendig zur Erde herabfallen muß.

  • Falsch angelegte Dinge sind nie von Bestand; schon daß sie so viel verheißen, muß sie verdächtig machen; wie das, was zu viel beweist, selbst nicht richtig sein kann.

  • Seinem Herzen glauben, zumal wenn es erprobt ist; dann versage man ihm nicht das Gehör, da es oft das vorherverkündet, woran am meisten gelegen. Es ist ein Hausorakel.

  • Verschwiegenheit ist der Stempel eines fähigen Kopfes. Eine Brust ohne Geheimnis ist ein offener Brief.

  • Wo der Grund tief ist, liegen auch die Geheimnisse in großer Tiefe; denn da gibt es weite Räume und Höhlungen, in welche die Dinge von Wichtigkeit versenkt werden.

  • Die Verschwiegenheit entspringt aus einer mächtigen Selbstbeherrschung, und sich in diesem Stücke zu überwinden, ist ein wahrer Triumph.

  • Ohne zu lügen nicht alle Wahrheiten sagen. Nichts erfordert mehr Behutsamkeit als die Wahrheit: sie ist ein Aderlaß des Herzens. Es gehört gleichviel dazu: sie sagen und sie zu verschweigen verstehen.

  • Nicht alle Wahrheiten kann man sagen, die einen nicht unser selbst wegen, die andern nicht des andern wegen.

  • Ein Gran Kühnheit bei allem ist eine wichtige Klugheit. Man muß seine Meinung von andern mäßigen, um nicht so hoch von ihnen zu denken, daß man sich vor ihnen fürchtet. Nie bemächtige sich die Einbildungskraft des Herzens. Viele scheinen gar groß, bis man sie persönlich kennenlernt; dann aber dient ihr Umgang mehr, die Täuschung zu zerstören, als die Wertschätzung zu erhöhen. Keiner überschreitet die engen Grenzen der Menschheit: alle haben ihr Gebrechen, bald im Kopfe, bald im Herzen.

  • Amt und Würde gibt eine scheinbare Überlegenheit, welche selten von der persönlichen begleitet wird; denn das Schicksal pflegt sich an der Höhe des Amtes durch die Geringfügigkeit der Verdienste zu rächen.

  • Die Einbildungskraft ist aber immer im Vorsprung und malt die Sachen viel herrlicher, als sie sind; sie stellt sich nicht bloß vor, was ist, sondern auch, was sein könnte.

  • Nie sein Ansehen von der Probe eines einzigen Versuchs abhängig machen; denn mißglückt er, so ist der Schaden unersetzlich.

  • Immer muß man seine Zuflucht zu einer Verbesserung nehmen und sich auf ein Mehreres berufen können. Die Dinge hängen von gar vielen und mancherlei Zufälligkeiten ab; daher eben der glückliche Ausgang so selten ist.

  • Der Makellose verkenne das Laster nicht, auch wenn es sich in Gold und Seide kleidet; ja es wird bisweilen eine goldene Krone tragen, deshalb aber doch nicht weniger verwerflich sein.

  • Das Beispiel der Höheren hat eine solche Überredungskraft, daß es uns sogar Häßlichkeiten beredet und selbst die des Gerichts von Schmeichlern bisweilen affektiert wurden, welche jedoch nicht begriffen, daß, wenn man bei den Großen gegen dergleichen die Augen verschließt, man es an den Geringen verabscheut.

  • Was Gunst erwirbt, selbst verrichten, was Ungunst, durch andre. Durch das erstere gewinnt man die Liebe, durch das andere entgeht man dem Übelwollen.

  • Der Aufmerksame durchschaue alle diese Schliche und lasse sich weder durch die übertriebenen Erzählungen der einen mutlos machen, noch durch die Schmeicheleien der andern aufblasen; sondern sehe ein, daß jene sich an einem Orte gerade so wie am andern benehmen, ihre Meinungen vertauschen und sich stets nach dem Orte richten, an welchem sie eben sind.

  • Sich den fremden Mangel zunutze machen; denn erzeugt er den Wunsch, so wird er zur wirksamsten Daumschraube.

  • Für die Dummen ist es einer, daß sie Glück haben; auch das Glück häßlicher Weiber ist sprichwörtlich geworden.

  • Friedfertig leben, lange leben. Um zu leben, leben lassen. Die Friedfertigen leben nicht nur; sie herrschen. Man höre, sehe und schweige.

  • Der Tag ohne Streit bringt ruhigen Schlaf in der Nacht.

  • Gegen die List ist die beste Vormauer die Aufmerksamkeit

  • Gegen die List ist die beste Vormauer die Aufmerksamkeit.

  • Von sich und seinen Sachen vernünftige Begriffe haben, zumal beim Antritt einer Laufbahn.

  • Zwar ist es geschickt, etwas zu hoch zu zielen, damit der Schuß richtig treffe; jedoch nicht so sehr, daß man den Antritt seiner Laufbahn darüber ganz verfehle.

  • Zu schätzen wissen. Es gibt keinen, der nicht in irgend etwas der Lehrer des andern sein könnte, und jeder, der andere übertrifft, wird selbst noch von jemandem übertroffen werden.

  • Von jedem Nutzen zu ziehen verstehen, ist ein nützliches Wissen.

  • Seinen Glücksstern kennen. Niemand ist so hilflos, daß er keinen hätte, und ist er unglücklich, so ist es, weil er ihn nicht kennt.

  • Mancher fand bei einer Nation bessere Aufnahme als bei der andern und war in dieser Stadt lieber gesehen als in jener. Ebenso hat man oft mehr Glück in einem Amte oder Stand als in den übrigen; und alles dies bei Gleichheit, ja Einerleiheit der Verdienste. Das Schicksal mischt die Karten, wie und wann es will.

  • Jeder kenne seinen Glücksstern, eben wie auch sein Talent: denn davon hängt es ab, ob er sein Glück macht oder verscherzt. Er wisse seinem Stern zu folgen, ihm nachzuhelfen und hüte sich,'ihn zu vertauschen, denn das wäre, wie wenn man den Polarstern verfehlt, auf welchen doch der nahe Kleine Bär hindeutet.

  • Alles Fremde wird geachtet, teils weil es von weit her kommt, teils weil man es ganz fertig und in seiner Vollkommenheit erhält.

  • Leute hat man gesehen, die einst die Verachtung ihres Winkels waren und jetzt die Ehre der Welt sind, hochgeschätzt von ihren Landsleuten und von den Fremden; von jenen, weil sie von weitem, von diesen, weil sie sie als weither sehen.

  • Nie wird der die Statue auf dem Altar gehörig verehren, der sie als einen Stamm im Garten gekannt hat.

  • Sich Platz zu machen wissen als ein Kluger, nicht als ein Zudringlicher. Der wahre Weg zu hohem Ansehen ist das Verdienst, und liegt dem Fleiße echter Wert zugrunde, so gelangt man am kürzesten dahin.

  • Bloße Makellosigkeit reicht nicht aus, bloßes Mühen und Treiben ist unwürdig, denn dadurch langen die Sachen so mit Kot bespritzt an, daß der Ekel ihrem Ansehen schadet. Die Sache ist ein Mittelweg zwischen verdienen und sich einzuführen verstehen.

  • Etwas zu wünschen übrig haben, um nicht vor lauter Glück unglücklich zu sein. Der Leib will atmen, und der Geist streben. Wer alles besäße, wäre über alles enttäuscht und mißvergnügt. Sogar dem Verstande muß etwas zu wissen übrig bleiben, was die Neugierde lockt und die Hoffnung belebt.

  • Obersättigungen an Glück sind tödlich. Beim Belohnen ist es eine Geschicklichkeit, nie gänzlich zufrieden zu stellen. Ist nichts mehr zu wünschen, so ist alles zu fürchten. Unglückliches Glück! Wo der Wunsch aufhört, beginnt die Furcht.

  • Die Reden sind der Schatten der Taten; jene sind weiblicher, diese männlicher Natur.

  • Die Taten sind die Substanz des Lebens, die Reden sein Schmuck.

  • Das Ausgezeichnete in Taten ist bleibend, das in Reden vergänglich. Die Handlungen sind die Frucht der Gedanken: waren diese weise, so sind jene erfolgreich.

  • Die Verachtung zu handhaben verstehen. Um die Sachen zu erlangen, ist es ein schlauer Kunstgriff, daß man sie geringschätze; gewöhnlich wird man ihrer nicht habhaft, wenn man sie sucht, und nachher, wenn man nicht darauf achtet, fallen sie uns von selbst in die Hand.

  • Die Anwandlungen der Leidenschaft sind das Glatteis der Klugheit, und hier liegt die Gefahr, sich ins Verderben zu stürzen.

  • Von einem Augenblick der Wut oder der Fröhlichkeit wird man weiter geführt als von vielen Stunden des Gleichmuts; und da bereitet manchmal eine kurze Weile die Beschämung des ganzen Lebens.

  • Jedoch obgleich viele wie Narren sterben, so sterben doch wenige Narren.

  • letzten Feinheiten der Kunst stets zurückbehalten. Eine Maxime großer Meister, die ihre Klugheit, auch indem sie solche lehren, noch anwenden: immer muß man überlegen bleiben, immer Meister. Mit Kunst muß man die Kunst mitteilen und nie die Quelle der Belehrung erschöpfen, so wenig als die des Gebens.

  • Die Reserve bei allen Dingen ist ein große Regel zum Leben, zum Siegen, und am meisten auf hohen Stellen.

  • Die Kunst des Ausdrucks besitzen: sie besteht nicht nur in der Deutlichkeit, sondern auch in der Lebendigkeit des Vortrags.

  • Manche gleichen in ihrer Fassungskraft jenen Gefäßen, die zwar viel fassen, aber nur wenig von sich geben. Andere wieder sagen sogar mehr, als sie gedacht haben.

  • Nicht auf immer lieben, noch hassen. Seinen heutigen Freunden traue man so, als ob sie morgen Feinde sein würden, und zwar die schlimmsten.

  • Im goldenen Zeitalter war die Geradheit an der Tagesordnung, in diesem eisernen ist es die Arglist.

  • Wenn man eine Sache nicht erlangen kann, ist es an der Zeit, sie zu verachten.

  • Die Dinge nie wider den Strich nehmen, wie sie auch kommen mögen. Alle haben eine rechte und eine Kehrseite, und selbst das Beste und Günstigste verursacht Schmerz, wenn man es bei der Schneide ergreift; hingegen wird das Feindseligste zur schützenden Waffe, wenn beim Griff angefaßt.

  • Über viele Dinge hat man sich schon betrübt, über welche man sich würde gefreut haben, hätte man ihre Vorteile betrachtet.

  • In allem liegt Günstiges und Ungünstiges; die Geschicklichkeit besteht im Herausfinden des Vorteilhaften.

  • Um Herr über sich zu sein, muß man sich gründlich kennen.

  • Einige vermählen sich gleichsam mit dem ersten Bericht, der ihnen zu Ohren kommt, so daß alle folgenden nur noch Konkubinen werden können

  • Einige vermählen sich gleichsam mit dem ersten Bericht, der ihnen zu Ohren kommt, so daß alle folgenden nur noch Konkubinen werden können.

  • Alle rächen sich an einem solchen dadurch, daß auch sie schlecht von ihm reden; da nun aber ihrer viele sind und er allein, so wird er eher überwunden, als sie überführt sein.

  • Sein Leben verständig einzuteilen verstehen; nicht wie es die Gelegenheit bringt, sondern mit Vorhersicht und Auswahl.

  • Ohne Erholungen ist es mühselig, wie eine lange Reise ohne Gasthöfe; mannigfaltige Kenntnisse machen es genußreich. Die erste Tagereise des schönen Lebens verwende man zur Unterhaltung mit den Toten: wir leben, um zu erkennen und um uns selbst zu erkennen; also machen wahrhafte Bücher uns zu Menschen.

  • Die dritte Tagereise hindurch gehöre man ganz sich selber an: das letzte Glück ist, zu philosophieren

  • Die dritte Tagereise hindurch gehöre man ganz sich selber an: das letzte Glück ist, zu philosophieren.

  • Die Augen beizeiten öffnen. Nicht alle, welche sehen, haben die Augen offen; und nicht alle, welche um sich blicken, sehen.

  • Nie seine Sachen sehen lassen, wenn sie erst halb fertig sind; in ihrer Vollendung wollen sie genossen sein.

  • Alle Anfänge sind ungestalt, und nachher bleibt diese Mißgestalt in der Einbildungskraft zurück. Die Erinnerung, etwas im Zustande der Unvollkommenheit gesehen zu haben, verdirbt den Genuß, wenn es vollendet ist.

  • Deshalb verhüte jeder große Meister, daß man seine Werke im Embryonenzustand sehe; von der Natur selbst nehme er die Lehre an, sie nicht eher ans Licht zu bringen, als bis sie sich sehen lassen können.

  • Sehr weise Leute sind meistens leicht zu betrügen: obgleich sie das Außerordentliche wissen, so sind sie mit dem Alltäglichen des Lebens unbekannt, welches doch notwendiger ist.

  • Daher trage der kluge Mann Sorge, etwas vom Kaufmann an sich zu haben, gerade soviel wie hinreicht, um nicht betrogen oder sogar ausgelacht zu werden. Er sei ein Mann auch fürs tägliche Tun und Treiben, welches zwar nicht das Höchste, aber doch das Notwendigste im Leben ist.

  • Den fremden Geschmack nicht verfehlen, sonst macht man ihm statt eines Vergnügens einen Verdruß.

  • Andere wieder glauben, durch ihre Beredsamkeit zu unterhalten, und martern den Geist durch ihre Geschwätzigkeit

  • Andere wieder glauben, durch ihre Beredsamkeit zu unterhalten, und martern den Geist durch ihre Geschwätzigkeit.

  • Denn es gibt Leute, die nichts abzuschlagen imstande sind; bei solchen ist kein Dietrich vonnöten. Allein es gibt andere, deren erstes Wort, zu allen Stunden, Nein ist; bei diesen bedarf es der Geschicklichkeit, bei allen aber der gelegenen Zeit.

  • Man überrasche sie bei fröhlicher Laune, wenn die vorhergegangene Mahlzeit des Leibes oder des Geistes sie aufgeheitert hat; nur daß nicht etwas schon ihre kluge Vorhersicht der Schlauheit des Versuchenden zuvorgekommen sei.

  • Wissen, welche Eigenschaft uns fehlt. Viele wären ganze Leute, wenn ihnen nicht etwas abginge, ohne welches sie nie zum Gipfel der Vollkommenheit gelangen können. An einigen ist es bemerkbar, daß sie sehr viel sein könnten, wenn sie sich in einer Kleinigkeit besserten; so etwa fehlt es ihnen an Ernst, was große Fähigkeiten verdunkeln kann; andern geht die Freundlichkeit des Wesens ab; eine Eigenschaft, welche ihre nächste Umgebung bald vermissen wird, zumal wenn sie Leute im Amt sind. Andern wieder fehlt es an Tatkraft, noch andern an Mäßigung.

  • Den günstigen Erfolg weiterführen. Einige verwenden alle ihre Kraft auf den Anfang und vollenden nichts. Sie erfinden, aber führen nicht aus. Dies ist Wankelmut des Geistes. Auch erlangen sie keinen Ruhm, weil sie nicht verfolgen, sondern alles ins Stocken geraten lassen.

  • Ist das Unternehmen gut, warum wird es nicht vollendet? Ist es schlecht, warum ward es angefangen?

  • Der Kluge erlege sein Wild und begnüge sich nicht damit, es aufgejagt zu haben.

  • Originelle und vom Gewöhnlichen abweichende Gedanken äußern ist ein Zeichen eines überlegenen Geistes.

  • Auch rechne man es sich zur Ehre, von einigen getadelt zu werden, zumal von solchen, die von allem Trefflichen schlecht reden.

  • Nie dem Rechenschaft geben, der sie nicht gefordert hat, und selbst wenn sie gefordert wird, ist es eine Art Vergehen, darin mehr als nötig zu tun. Sich, ehe Anlaß dazu da ist, entschuldigen, heißt sich anklagen; und sich bei voller Gesundheit zu Ader lassen, heißt dem Übel oder der Bosheit zuwinken.

  • Nicht sein Leben mit dem anfangen, womit man es zu beschließen hätte. Manche nehmen die Erholung am Anfang und lassen die Mühe für das Ende zurück; allein erst komme das Wesentliche, nachher, wenn Raum ist, die Nebendinge. Andere wollen triumphieren, ehe sie gekämpft haben. Wieder andere fangen damit an, das zu lernen, woran wenig gelegen ist, und schieben die Studien, von welchen sie Ehre und Nutzen hoffen, für das Ende ihres Lebens auf.

  • Keinen allzudeutlichen Vortrag haben. Die meisten schätzen nicht, was sie verstehen; aber was sie nicht fassen können, verehren sie.

  • Um geschätzt zu werden, müssen die Sachen Mühe kosten; daher wird gerühmt, wer nicht verstanden wird.

  • Viele loben etwas, und fragt man sie, so haben sie keinen Grund anzuführen. Woher dies? Alles Tiefverborgene verehren sie als ein Mysterium und rühmen es, weil sie es rühmen hören.

  • Gutes zu erzeigen verstehen: wenig auf einmal, hingegen oft.

  • Allzeit auf seiner Hut sein gegen Unhöfliche, Eigensinnige, Anmaßliche und Narren jeder Art. Man stößt auf viele, und die Klugheit besteht darin, nicht mit ihnen aneinanderzugeraten

  • Allzeit auf seiner Hut sein gegen Unhöfliche, Eigensinnige, Anmaßliche und Narren jeder Art. Man stößt auf viele, und die Klugheit besteht darin, nicht mit ihnen aneinanderzugeraten.

  • Vor dem Spiegel seiner Überlegung waffne man sich jeden Tag mit Vorsätzen in dieser Hinsicht, so wird man die Gefahren, welche die Narrheit uns in den Weg legt, überwinden.

  • Keinem werden wir, und keiner uns ganz angehören: dazu ist weder Verwandtschaft, noch Freundschaft, noch die dringendste Verbindlichkeit hinreichend.

  • Es ist eine große Lebensklugheit, es zu verstehen, die Luft zu verkaufen.

  • Das meiste wird mit Worten bezahlt, und mittels ihrer kann man Unmöglichkeiten durchsetzen. So treibt man in der Luft Handel mit der Luft, und der königliche Atem vermag Mut und Kraft einzuflößen.

  • Der Kluge tue gleich anfangs, was der Dumme erst am Ende. Der eine und der andere tut dasselbe, nur in der Zeit liegt der Unterschied: jener tut es zur rechten, dieser zur unrechten.

  • Was vielen gefällt, nicht allein verwerfen. Etwas Gutes muß daran sein, da es so vielen genügt, und läßt es sich auch nicht erklären, so wird es doch genossen.

  • In jedem Fache halte sich, wer wenig weiß, stets an das Sicherste; wird er dann auch nicht für fein, so wird er doch für gründlich gelten.

  • Die Gemütsarten derer, mit denen man zu tun hat, begreifen, um ihre Absichten zu ergründen.

  • Mitmachen, soweit es der Anstand erlaubt. Man mache sich nicht immer wichtig und widerwärtig, dies gehört zur edlen Sitte.

  • Dem Mann steht nichts besser an, als daß er ein Mann scheine; das Weib kann das Männliche als eine Vollkommenheit affektieren - nicht so umgekehrt.

  • Mit zwanzig Jahren ist der Mensch ein Pfau; mit dreißig ein Löwe; mit vierzig ein Kamel; mit fünfzig ein Schlange, mit sechzig ein Hund; mit siebzig ein Affe; mit achtzig – nichts.

  • Zu prunken verstehen. Es ist die Glanzbeleuchtung der Talente. Für jedes derselben kommt eine günstige Zeit: die benutze man, denn nicht jeder Tag wird der des Triumphes sein.

  • Bisweilen besteht es mehr in einer stummen Beredsamkeit, indem man gleichsam nur aus Nachlässigkeit seine Vollkommenheiten zum Vorschein kommen läßt; denn das kluge Verhehlen derselben ist das wirksamste Paradieren damit, da man eben durch solches Entziehen die Neugierde am lebhaftesten anreizt.

  • Sehr geschickt auch ist es, nicht die ganze Vollkommenheit mit einem Male aufzudecken, sondern nur einzelne Proben davon verstohlenen Blicken preiszugeben, und dann immer mehr. Jede glänzende Leistung muß das Unterpfand einer größeren sein, und im Beifall der ersten schon die Erwartung der folgenden liegen.

  • Durch Abwesenheit seine Hochschätzung oder Verehrung befördern. Wie die Gegenwart den Ruhm vermindert, so vermehrt ihn die Abwesenheit

  • Durch Abwesenheit seine Hochschätzung oder Verehrung befördern. Wie die Gegenwart den Ruhm vermindert, so vermehrt ihn die Abwesenheit.

  • Die Einbildungskraft reicht weiter als das Gesicht, und die Täuschung, welche ihren Eingang gewöhnlich durch die Ohren findet, hat ihren Ausgang durch die Augen.

  • Die Gabe der Erfindung besitzen. Sie beweist das höchste Genie; allein, welches Genie kann ohne einen Gran Wahnsinn bestehen?

  • Man sei niemandem für alles, auch nie allen verbindlich gemacht, denn sonst wird man zum Sklaven oder gar zum Sklaven aller. Einige werden unter glücklicheren Umständen geboren als andere: jene, um Gutes zu tun, diese, um es zu empfangen

  • Man sei niemandem für alles, auch nie allen verbindlich gemacht, denn sonst wird man zum Sklaven oder gar zum Sklaven aller. Einige werden unter glücklicheren Umständen geboren als andere: jene, um Gutes zu tun, diese, um es zu empfangen.

  • Die Freiheit ist viel köstlicher als das Geschenk, wofür man sie hingibt. Man soll weniger Wert darauf legen, viele von sich, als darauf, sich selbst von keinem abhängig zu sehen.

  • Nie handle man im leidenschaftlichen Zustande, sonst wird man alles verderben.

  • Nach der Gelegenheit leben. Unser Handeln, unser Denken, alles muß sich nach den Umständen richten.

  • Man lebe nicht nach ein für allemal gefaßten Vorsätzen, es sei denn zugunsten der Tugend, noch schreibe man dem Willen bestimmte Gesetze vor, denn morgen schon wird man das Wasser trinken müssen, welches man heute verschmähte.

  • Der Weise hingegen weiß, daß der Leitstern der Klugheit darin besteht, daß man sich nach der Gelegenheit richte.

  • Nichts setzt den Menschen mehr herab, als wenn er sehen läßt, daß er ein Mensch sei. An dem Tage hören sie auf, ihn für göttlich zu halten, an welchem sie ihn recht menschlich erblicken. Der Leichtsinn ist das größte Hindernis unseres Ansehens

  • Nichts setzt den Menschen mehr herab, als wenn er sehen läßt, daß er ein Mensch sei. An dem Tage hören sie auf, ihn für göttlich zu halten, an welchem sie ihn recht menschlich erblicken. Der Leichtsinn ist das größte Hindernis unseres Ansehens.

  • Die Liebe führt die Vertraulichkeit ein, und mit jedem Schritt, den diese vorwärts macht, macht die Hochachtung einen zurück. Man sei eher im Besitz einer verehrenden als einer hingebenden Liebe: so ist sie ganzen Leuten angemessen.

  • Zu prüfen verstehen. Die Aufmerksamkeit des Klugen wetteifere mit der Zurückhaltung des Vorsichtigen. Viel Kopf ist erfordert, um den fremden auszumessen. Es ist wichtiger, die Gemütsarten und Eigenschaften der Personen als die der Kräuter und Steine zu kennen.

  • Die Worte geben Anzeichen der Rechtlichkeit, aber viel mehr die Taten.

  • Von der Reife. Sie leuchtet aus dem Äußeren hervor, noch mehr aus der Sitte. Die materielle Gewichtigkeit macht das Gold, die moralische den Mann wertvoll.

  • Indem er aufhörte, ein Kind zu sein, fing er an, Ernst und Autorität zu erhalten

  • Indem er aufhörte, ein Kind zu sein, fing er an, Ernst und Autorität zu erhalten.

  • Sich in seinen Meinungen mäßigen. Jeder faßt seine Ansichten nach seinem Interesse und glaubt einen Überfluß an Gründen für dieselben zu haben.

  • Nicht wirksam scheinen, sondern sein. Viele geben sich den Schein, wichtige Geschäfte zu treiben, ohne den mindesten Grund: aus allem machen sie ein Ministerium, auf die albernste Weise. Sie sind Chamäleone des Beifalls und für alle ein unerschöpflicher Stoff zum Lachen. Die Eitelkeit ist überall widerlich, hier aber auch lächerlich.

  • Man strebe lieber danach, ein Held zu sein, als es zu scheinen.

  • Ein Mann von erhabenen Eigenschaften. Die vom ersten Range machen Männer ersten Ranges, und eine einzige derselben gilt mehr als eine große Anzahl mittelmäßiger.

  • Mit zwanzig Jahren herrscht der Wille vor, mit dreißig das Genie, mit vierzig das Urteil.

  • Sättigung mit dem, was gefällt, ist gefährlich und kann der unsterblichsten Vortrefflichkeit Gerinschätzung zuziehen.