Römische Sagen
von Waldtraut Lewin
Rachegöttinnen der griechischen Sage heißen Erinnyen oder Eumeniden. Sie verfolgen Verbrecher, vor allem Mörder oder Frevler gegen das Göttliche, quälen sie und treiben sie manchmal in den Wahnsinn. In Rom heißen sie Furien. Ihre Aufgaben sind die gleichen geblieben.
Die Römer betrachteten die Etrusker zwar mit Misstrauen und bekämpften das Volk schließlich bis zur Ausrottung. Trotzdem aber übernahmen sie vieles aus dem etruskischen Pantheon, dem Götterhimmel.
Er war weithin im Land bekannt wegen seiner Gottesfurcht, seines tugendhaften Lebenswandels und seiner Weisheit.
Darum machte er aus der Treue, lateinisch »fides«, eine Göttin des gleichen Namens.
denn er war zum Herrschen geboren.
und alle waren erstaunt darüber, dass ein so junger Mann von derart großem Urteilsvermögen und solcher Weisheit sein konnte.
Schließlich war die Stellung des jungen Nachfolgers so gefestigt, dass Tanaquil bekannt geben konnte, ihr Gemahl sei seinen Verletzungen nun doch erlegen.
Da die Stadt inzwischen so groß war, dass nicht jeder bei wichtigen Entscheidungen mitreden konnte, führte der König die Wahl von Abgeordneten ein, die Sprecher für ihren jeweiligen Stadtbezirk waren.
Den Gipfel des Frevels aber erreichte Tullia. Sie kam im prachtvollen Viergespann auf das Forum gefahren, nachdem man sie unterrichtet hatte, dass der Streich geglückt war.
Auf dem Rückweg aber zog der Sklave plötzlich jäh die Zügel an, sodass sich die Pferde wiehernd aufbäumten. »Was ist los, warum fährst du nicht weiter?«, fragte Tullia erzürnt. Stumm vor Entsetzen wies der Mann auf das, was da vor ihnen quer über der Straße lag: der blutbesudelte Körper des Servius Tullius! »Was zögerst du?«, schrie Tullia. »Er ist ohnehin tot! Fahr zu, ich befehle es!« Und so zermalmten Pferdehufe und Wagenräder den Leichnam ihres Vaters und das Blut spritzte hoch auf bis an die Gewänder der skrupellosen Frau, als wollten die Rachegöttinnen sie zeichnen.
Besonders Sextus Tarquinius konnte sich nicht sattsehen an der jungen Frau, ihrer Anmut und ihrem zurückhaltenden Stolz.
Verwöhnt und herrisch, wie alle Söhne des Königs, denen nie etwas verweigert worden war, wollte ihm nicht in den Kopf, dass er etwas, was ihm gefiel, nicht bekommen konnte.