Walden
von Henry David Thoureau
»Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.«
Ich sehe junge Leute, meine Mitbürger, deren Unglück es ist, daß sie Bauernhöfe, Häuser, Scheunen, Vieh und Ackergerät geerbt haben. Denn solche Dinge sind leichter erworben als an den Mann gebracht. Es stände besser um sie, wären sie auf offener Weide geboren und von einer Wölfin gesäugt, denn dann würden sie mit klareren Augen erkennen, wo das wahre Feld ihrer Tätigkeit liegt.
Ich sehe junge Leute, meine Mitbürger, deren Unglück es ist, dass sie Bauernhöfe, Häuser, Scheunen, Vieh und Ackergerät geerbt haben. Denn solche Dinge sind leichter erworben als an den Mann gebracht. Es stände besser um sie, wären sie auf offener Weide geboren und von einer Wölfin gesäugt, denn dann würden sie mit klareren Augen erkennen, wo das wahre Feld ihrer Tätigkeit liegt.
Der bessere Teil der Menschen ist bald als Dünger unter den Erdboden gepflügt.
Die meisten Menschen sind, selbst in diesem verhältnismäßig freien Lande, aus reiner Unwissenheit und Verblendung so sehr durch die künstlichen Sorgen und die überflüssigen, groben Arbeiten des Lebens in Anspruch genommen, daß seine edleren Früchte nicht von ihnen gepflückt werden können.
Tatsächlich hat der arbeitende Mensch Tag für Tag keine Zeit zur inneren Läuterung. Es ist ihm unmöglich die menschlichen Beziehungen zu den Menschen zu unterhalten. Seine Arbeit würde auf dem Markte im Preise sinken. Er hat nur Zeit eine Maschine zu sein.
Die meisten Menschen sind, selbst in diesem verhältnismäßig freien Lande, aus reiner Unwissenheit und Verblendung so sehr durch die künstlichen Sorgen und die überflüssigen, groben Arbeiten des Lebens in Anspruch genommen, dass seine edleren Früchte nicht von ihnen gepflückt werden können.
Tatsächlich hat der arbeitende Mensch Tag für Tag keine Zeit zur inneren Läuterung. Es ist ihm unmöglich die menschlichen Beziehungen zu den Menschen zu unterhalten. Seine Arbeit würde auf dem Markt im Preis sinken. Er hat nur Zeit eine Maschine zu sein.
Immer versprecht Ihr zu bezahlen, morgen zu bezahlen, und dabei sterbt Ihr heute – bankerott.
Immer versprecht Ihr zu bezahlen, morgen zu bezahlen, und dabei sterbt Ihr heute – bankrott.
Was ein Mensch von sich selbst denkt, das ist es, wodurch sein Schicksal bestimmt oder vielmehr prophezeit wird.
Die Mehrzahl der Menschen verbringt ihr Leben in stiller Verzweiflung. Was wir »Resignation« nennen ist absolute Verzweiflung. Von der verzweifelten Stadt zieht man aufs verzweifelte Land hinaus.
Was alte Leute für unausführbar halten, wir versuchen es, wir finden, daß es ausgeführt werden
Was alte Leute für unausführbar halten, wir versuchen es, wir finden, dass es ausgeführt werden
Mit dem Worte »Lebensbedürfnisse« meine ich alle Güter, die der Mensch durch seine eigene Arbeit erwirbt, die von Anbeginn oder durch lange Gewohnheit so wichtig für das menschliche Leben geworden sind, daß nur einzelne, wenn überhaupt welche, sei es im Zustand der Wildheit, aus Armut oder aus Philosophie je versuchten ohne sie auszukommen. Viele Geschöpfe haben in diesem Sinne nur ein Lebensbedürfnis – Nahrung.
Mit dem Worte »Lebensbedürfnisse« meine ich alle Güter, die der Mensch durch seine eigene Arbeit erwirbt, die von Anbeginn oder durch lange Gewohnheit so wichtig für das menschliche Leben geworden sind, dass nur einzelne, wenn überhaupt welche, sei es im Zustand der Wildheit, aus Armut oder aus Philosophie je versuchten ohne sie auszukommen. Viele Geschöpfe haben in diesem Sinne nur ein Lebensbedürfnis – Nahrung.
Die Lebensbedürfnisse der Menschen in unserem Klima kann man ziemlich erschöpfend unter folgenden Rubriken zusammenfassen: Nahrung, Obdach, Kleidung, Feuerung. Dann erst, wenn wir uns dieser Dinge versichert haben, sind wir vorbereitet, den wahren Problemen des Lebens in Freiheit und mit einiger Aussicht auf Erfolg nachzuforschen.
In einigen Klimaten gestattet die Sommerzeit den Menschen eine Art paradiesisches Leben. Feuerung ist dann nicht notwendig außer zum Kochen. Die Sonne ist ihr Feuer und manche Früchte sind genügend durch ihre Strahlen gekocht.
Heutzutage sind in diesem Lande – ich habe das an mir selbst erfahren –, einige Werkzeuge: ein Messer, eine Axt, ein Spaten, eine Schubkarre usw., und für den Gelehrten: Lampenlicht, Schreibmaterial und die Gelegenheit einige Bücher zu benutzen die nächst wichtigen Lebensbedürfnisse. All diese Dinge sind für billiges Geld zu haben.
Wenn er die Dinge erlangt hat, die für das Leben notwendig sind, ist es ihm anheimgestellt sich um etwas anderes als um das Überflüssige zu bemühen, d.h. er kann sich jetzt, wo er niedriger Arbeit enthoben ist, an das Leben selbst wagen.
Der Erfolg großer Gelehrter und Denker ist häufig eine Art Höflingserfolg, kein königlicher, kein männlicher Erfolg.
Wenn er die Dinge erlangt hat, die für das Leben notwendig sind, ist es ihm anheimgestellt sich um etwas anderes als um das Überflüssige zu bemühen, d. h. er kann sich jetzt, wo er niedriger Arbeit enthoben ist, an das Leben selbst wagen.
Manche Leute stöhnen auf das heftigste, sind untröstlich, weil sie, wie sie sagen, ihre Pflicht tun. Ich denke auch an die reiche und doch so unendlich arme Klasse jener Menschen, die Tand auf Tand häufen, und nicht wissen, was sie damit tun, wie sie denselben los werden können. Sie haben sich ihre eigenen goldenen oder silbernen Fesseln geschmiedet.
Bei jedem Wetter, zu jeder Tages- oder Nachtstunde versuchte ich den gegebenen Augenblick zu benutzen. Immer war ich bedacht dort festen Fuß zu fassen, wo zwei Ewigkeiten – Vergangenheit und Zukunft – zusammentreffen, d. h. gerade im jeweiligen Augenblick.
Manche Leute stöhnen auf das Heftigste, sind untröstlich, weil sie, wie sie sagen, ihre Pflicht tun. Ich denke auch an die reiche und doch so unendlich arme Klasse jener Menschen, die Tand auf Tand häufen, und nicht wissen, was sie damit tun, wie sie denselben los werden können. Sie haben sich ihre eigenen goldenen oder silbernen Fesseln geschmiedet.
Bei jedem Wetter, zu jeder Tagesoder Nachtstunde versuchte ich den gegebenen Augenblick zu benutzen. Immer war ich bedacht dort festen Fuß zu fassen, wo zwei Ewigkeiten – Vergangenheit und Zukunft – zusammentreffen, d. h. gerade im jeweiligen Augenblick.
Ich habe mich stets bemüht strenge Geschäftsprinzipien zu erlernen. Sie sind für jedermann unumgänglich notwendig.
Was die Kleidung betrifft – um sogleich zum praktischen Teil der Frage zu kommen –, so lassen wir uns bei der Auswahl derselben vielleicht häufiger durch die Modesucht und durch die Kritik unserer Mitmenschen als durch wirkliche praktische Gesichtspunkte leiten. Wer arbeiten muß, soll nicht vergessen, daß die Kleidung erstens zur Erhaltung der Lebenswärme und zweitens – infolge unserer heutigen sozialen Verhältnisse – zum Verhüllen der Nacktheit dienen soll.
Solche Arbeit kann als Prüfstein für die Fähigkeiten eines Mannes gelten, solche Probleme von Gewinn und Verlust, von Verzinsung, von Taxe und Rabattbewilligung, solch sachkundige Kritik über alle Gebiete erfordert ein universelles Wissen.
Was die Kleidung betrifft – um sogleich zum praktischen Teil der Frage zu kommen –, so lassen wir uns bei der Auswahl derselben vielleicht häufiger durch die Modesucht und durch die Kritik unserer Mitmenschen als durch wirkliche praktische Gesichtspunkte leiten. Wer arbeiten muss, soll nicht vergessen, dass die Kleidung erstens zur Erhaltung der Lebenswärme und zweitens – infolge unserer heutigen sozialen Verhältnisse – zum Verhüllen der Nacktheit dienen soll.
Mit jedem Tage werden unsere Kleider uns selbst ähnlicher.
Selbst in unsern demokratischen Städten Neuenglands bedingt der zufällige Besitz von Vermögen, der sich in der Kleidung und in der Einrichtung zu erkennen gibt, für den Besitzer eine fast allgemeine Hochachtung.
Aber die Menschen, die solche Hochachtung zollen, sind, so groß ihre Zahl auch ist, nichts weiter als Götzendiener, denen man einen Missionär schicken sollte.
Der Oberaffe in Paris setzt sich eine Reisemütze auf, und alle Affen in Amerika tun dasselbe.
Die Fabrikanten wissen aus Erfahrung, daß dieser Geschmack nichts weiter als eine Grille ist. Von zwei Mustern, die sich nur durch die mehr oder weniger eigentümliche Farbe einiger Fäden voneinander unterscheiden, wird das eine schnell verkauft, während das andere im Schranke liegen bleibt. Nicht selten aber ist dann in der nächsten Saison dieser Gegenstand der »allermodernste«.
Die Fabrikanten wissen aus Erfahrung, dass dieser Geschmack nichts weiter als eine Grille ist. Von zwei Mustern, die sich nur durch die mehr oder weniger eigentümliche Farbe einiger Fäden voneinander unterscheiden, wird das eine schnell verkauft, während das andere im Schrank liegen bleibt. Nicht selten aber ist dann in der nächsten Saison dieser Gegenstand der ›allermodernste‹.
Im Laufe der Zeit treffen die Menschen nur das, wonach sie zielen. Darum täten sie besser, auch wenn sie jetzt fehl schießen, ihr Ziel möglichst hoch zu stecken.
Doch wie kommt es, daß der, welcher nach Ansicht seiner Mitmenschen all dieses genießen kann, so häufig als armer Mensch inmitten der Zivilisation lebt, während der Wilde, der all dieses nicht besitzt, als Wilder reich ist. Wenn man behauptet, daß die Zivilisation einen wirklichen Fortschritt in den Existenzbedingungen des Menschengeschlechtes bedeutet – und ich glaube, daß dies der Fall ist, wenn auch nur die Weisen sie mit Vorteil zu benutzen verstehen – so muß auch bewiesen werden, daß sie bessere Wohnungen schuf ohne den Preis derselben zu erhöhen.
Doch wie kommt es, dass der, welcher nach Ansicht seiner Mitmenschen all dieses genießen kann, so häufig als armer Mensch inmitten der Zivilisation lebt, während der Wilde, der all dieses nicht besitzt, als Wilder reich ist. Wenn man behauptet, dass die Zivilisation einen wirklichen Fortschritt in den Existenzbedingungen des Menschengeschlechtes bedeutet – und ich glaube, dass dies der Fall ist, wenn auch nur die Weisen sie mit Vorteil zu benutzen verstehen – so muss auch bewiesen werden, dass sie bessere Wohnungen schuf ohne den Preis derselben zu erhöhen.
Morgenarbeit! Beim Erröten der Aurora und beim Klingen des Memnon! Worin sollte die Morgenarbeit des Menschen in dieser Welt bestehen? Ich hatte drei Kalksteine auf meinem Schreibtisch liegen und bemerkte zu meinem Schrecken, daß sie beanspruchten täglich abgestaubt zu werden, während mein geistiges Rüstzeug noch unabgestäubt war! Darum warf ich sie entrüstet zum Fenster hinaus. Wie würde es mir ergehen, hätte ich ein möbliertes Haus? Lieber will ich unter freiem Himmel wohnen, denn auf dem Gras sammelt sich kein Staub an – es sei denn da, wo der Mensch in der Erde gewühlt hat.
Die Schlemmer und die Verschwender geben die Mode an, der die Herde dann ohne Ermatten folgt.
Gerade die Einfachheit und Nacktheit im Leben des Menschen der grauen Vorzeit brachten wenigstens den Vorteil mit sich, daß er sich nur als temporären Besucher auf Erden fühlte.
Morgenarbeit! Beim Erröten der Aurora und beim Klingen des Memnon! Worin sollte die Morgenarbeit des Menschen in dieser Welt bestehen? Ich hatte drei Kalksteine auf meinem Schreibtisch liegen und bemerkte zu meinem Schrecken, dass sie beanspruchten täglich abgestaubt zu werden, während mein geistiges Rüstzeug noch unabgestäubt war! Darum warf ich sie entrüstet zum Fenster hinaus. Wie würde es mir ergehen, hätte ich ein möbliertes Haus? Lieber will ich unter freiem Himmel wohnen, denn auf dem Gras sammelt sich kein Staub an – es sei denn da, wo der Mensch in der Erde gewühlt hat. Die Schlemmer und die Verschwender geben die Mode an, der die Herde dann ohne Ermatten folgt.
Der Reisende, der in den sogenannten ersten Hotels absteigt, kann sich hiervon schnell überzeugen. Die Wirte scheinen ihn für einen Sardanapal zu halten, und wenn er sich völlig ihrer zarten Fürsorge anvertrauen würde, verlöre er bald all seine männliche Willenskraft.
Die erste Frage, die ich an den Besitzer eines erheuchelten Besitzes stellen möchte, lautete: Wer stützt Dich? Gehörst Du zu den Siebenundneunzig, die keinen Erfolg, oder zu den Dreien, die Glück haben? Beantworte mir erst diese Fragen, und dann will ich vielleicht Deinen Tand anschauen und ihn »ornamental« finden.
Gerade die Einfachheit und Nacktheit im Leben des Menschen der grauen Vorzeit brachten wenigstens den Vorteil mit sich, dass er sich nur als temporären Besucher auf Erden fühlte.
Die erste Frage, die ich an den Besitzer eines erheuchelten Besitzes stellen möchte, lautete: Wer stützt Dich? Gehörst du zu den Siebenundneunzig, die keinen Erfolg, oder zu den Dreien, die Glück haben? Beantworte mir erst diese Fragen, und dann will ich vielleicht Deinen Tand anschauen und ihn ›ornamental‹ finden.