# Wirtschaft

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# Angebot und Nachfrage

Das wohl bekannteste Konzept der VWL ist das von Angebot und Nachfrage. Auf der Angebotsseite stehen die Unternehmen, auf der Nachfrageseite die Kunden.

In einem Markt wird sich zwischen diesen beiden Kräften ein Gleichgewicht herausbilden. Dieses Marktprinzip gilt nicht nur für wirtschaftliche Transaktionen, sondern in vielen anderen Bereichen des Lebens, zum Beispiel in der Partnersuche.

Märkte und Handel gibt es seit Anbeginn der Menschheit. Auch in kommunistischen Staaten hat sich sehr schnell ein Schwarzmarkt herausgebildet, wo Waren wie Zigaretten und Importprodukte, die nicht erlaubt waren, gehandelt wurden. Handeln ist, wenn Angebot und Nachfrage zusammenkommen.

# Anreize

Die Idee von Anreizen, incentives, ist einer der Grundpfeiler der Volkswirtschaftslehre. Und das nicht ohne Grund: Anreize sind eine fundamentaler Schlüssel wenn es darum geht, das Verhalten von Menschen zu erklären.

Fakt ist: Menschen (und auch Tiere) reagieren auf Anreize. Wenn ein Löwe ein Gnu sieht (und hungrig ist), dann wird er es versuchen zu erjagen. Auch wir Menschen funktionieren ähnlich. Wenn es gute Angebote in einem Geschäft gibt, dann wollen wir zugreifen.

Menschen sind naturgemäß ein bisschen faul. Deshalb sorgt der Anreiz eines Gehalt, das ein auskömmliches Leben ermöglicht, dafür, dass Menschen arbeiten. Die Empirie zeigt: Anreize funktionieren. Wir wissen, dass Geld ein großer Anreiz ist. Auch die menschliche Sexualität hat viel mit Anreizen zu tun – seit Jahrtausenden gilt: "Sex sells".

Wie bei allen Dingen, die mit der menschlichen Natur zu tun haben, sind Anreize aber oft auch ein bisschen kompliziert. Geld inzentiviert nur zu einem gewissen Grad, und je nach Person funktionieren Anreize unterschiedlich gut. Ein wichtiges Konzept in diesem Zusammenhang ist der abnehmende Grenznutzen, der später auf dieser Seite vorgestellt wird.

Beispiele

  • Vertrieb
  • Provision
  • Strafen
  • Zuckerbrot und Peitsche

Verwandte Modelle

  • Abnehmende Grenzkosten

# Opportunitätskosten

Eines der ersten Konzepte der VWL, das im Studium vermittelt wird, ist das der Opportunitätskosten. Es ist ein einfaches und elegantes Konzept, das weitreichende Auswirkungen hat!

"There is an opportunity cost for everything we do. This is why we must have the awareness to ensure that what we are pursuing is really what we value, because the pursuit leaves countless lost opportunities in its wake. We choose one experience at the sacrifice of all other experiences." — Chris Matakas

Opportunitätskosten sind die Kosten des entgangenen Nutzens (Gewinns). Wenn man sich für A statt für B entscheidet, dann verzichtet man implizit auf den Nutzen von B. Sich für A zu entscheiden, kostet also so viel, wie einem B an Nutzen stiften würde.

Wenn man für einen kostenlosen Burger eine halbe Stunde lang ansteht, dann ist der Burger nicht kostenlos – man zahlt vielmehr mit einer halben Stunde Lebenszeit, die man für andere schöne Dinge oder auch zum Geld verdienen nutzen könnte, um sich dann fünf Burger zu kaufen.

Es macht deshalb beispielsweise keinen Sinn in einen weiter entferten Supermarkt (oder zu einer Tankstelle in einem anderen, günstigeren Land) zu fahren, nur weil das Produkt geringfügig besser ist. Tatsächlich ist die Lebenszeit, die wir haben nämlich ein unfassbar wertvolles Gut. Für 20 Cent Ersparnis zehn Minuten länger zu fahren ist ein sehr schlechter Stundenlohn.

Aus meiner Sicht beinhalten die Opportunitätskosten auch den Faktor Stress und Lebensenergie. Für viele Dinge bezahlt man nicht nur mit Geld oder Zeit, sondern auch mit Energie.

# Die unsichtbare Hand

"He intends only his own gain, and he is in this, as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention.... By pursuing his own interest he frequently promotes that of the society more effectually than when he really intends to promote it" – Adam Smith

Adam Smiths unsichtbare Hand ist die Metapher für die Effektivität und Effizienz von Märkten. Wenn jeder seinen Nutzen optimiert, dann entsteht ein optimiertes System. Die einen stimmen mit Smith überein, die anderen glauben nicht an die unsichtbare Hand.

Tendenziell ist das amerikansiche Wirtschaftssystem das, dass am ehesten auf die unsichtbare Hand vertraut. In stärker regulierten Systemen, wie bei der deutschen sozialen Marktwirtschaft, wird ein freier Markt grundsätzlich befürwortet. Es gibt allerdings mehr Vorschriften, wie der Handel ausgestaltet sein soll. So gibt es in Deutschland stärken Schutz für Mieter und Arbeitnehmer.

Es ist möglich, dass ein unregulierter Markt wie in den USA für den höchsten absoluten Wohlstand sorgt. Auf der anderen Seite resultiert ein solcher Markt anscheinend aber auch in stärkerem Ungleichgewicht. Das skandinavische oder deutsche Modell mag nicht für den höchsten absoluten Wohlstand sorgen, führt wahrscheinlich aber zu einem besser verteilten Wohlstand. Doch auch hier gibt es Fraktionen, die argumentieren, dass das deutsche System noch stärker reguliert werden sollte.

Fakt ist, dass es eine schwache Form der unsichtbaren Hand aller Voraussicht nach gibt. Keine andere Form der Wirtschaft wie eine möglichst freie Marktwirtschaft hat in der Menschheitsgeschichte derartigen Fortschritt erreicht.

Beispiele

  • Adam Smith
  • Amerikanische Marktwirtschaft
  • Soziale Marktwirtschaft
  • Marktwirtschaft in Skandinavien
  • Nachtwächterstaat

Verwandte Modelle

  • Angebot und Nachfrage
  • Homo oeconomics

# Homo oeconomicus

Die klassische Volkswirtschaftslehre glaubt an eine Fantasie-Figur, die als homo oeconomicus bezeichnet wird. Diese Figur handelt stets rational und optimiert seinen nutzen. Dieses Verhaltensmuster wird in den Modellen der Volkswirtschaftslehre genutzt. Das ist auch logisch, denn ein Modell mit irrationalem Handlen ist sehr schwer zu modellieren. Und tatsächlich ist dieses rationale Verhalten auch das, das man empfehlen würde. Deshlab spricht man von preskriptiven Modellen. Sie zeigen den Idealzustand.

Das Problem ist nur: Menschen verhalten sich nicht immer, sondern nur manchmal, wie der homo oeconicus. Das ist deshalb ein Problem, weil es dafür sorgt, dass die Vorhersagen von Modellen nicht mehr funktionieren. Lange haben sich die Wirtschaftswissenschaftler dagegen gewehrt, ihre Modelle anzupassen. Ihr Argument: Wenn die Modelle nicht richtig sind, dann Verhalten sich die Menschen falsch.

Der Psychologe Daniel Kahenman, der zusammen mit dem verstorbenen Tversky forschte, führte zu einem Paradigmenwechsel in der Volkswirtschaftslehre. Wenn die Modelle nicht den Menschen vorhersagen können, dann müssen neue Modelle entwickelt werden. Ein solches von Kahenman entwickelt Modell heißt Prospect Theory. Anders als die klassischen Modelle modelliert es deskriptives Verhalten. Das heißt: Mit der Prospect Theory kann man vorhersagen, was Menschen tatsächlich tun (und nicht, was sie als homo oeconomicus in der Idealwelt tun sollten). 2002 bekam Kahneman für seinen epochalen Beitrag den Nobelpreis.

Nach Kahneman haben viele Autoren Bücher über menschliches Verhalten geschrieben: Dan Ariely, Rolf Dobelli, Daniel Gilbert oder auch Roy Baumeister. Alle haben gemein, dass sie zeigen, dass Menschen sich eben nicht so wie der homo oeconicus verhalten. Ein Buch von Dan Ariely trägt gar den Titel "Predictably Irrational".

# Free Lunch

"There ain't no such thing as a free lunch" – Robert Heinlein

Das Konzept des "Free Lunch" ist direkt mit dem Konzept der Opportunitätskosten verwandt. Es besagt: Nichts im Leben ist kostenlos. Man zahlt für alles einen Preis. Dieser Preis entspricht den Opportunitätskosten.

Das Konzept des Free Lunch geht aber noch weiter. Ausgehend von der Annahme, dass Märke effizient sind und Menschen rational handeln, nimmt die Volkswirtschaftslehre an, dass Menschen nichts verschenken. Ein scheinbar kostenloses Probeangebot soll uns zu einem Kauf verleiten.

Die Empirie zeigt, dass Menschen nicht immer (sogar eher sehr selten) rational handeln. Manchmal gibt es wirklich einen Deal, der zu gut um wahrzusein ist. Nach der Theorie des Free Lunch muss es einen Haken geben. Manchmal ist das der Fall. Manchmal aber gibt es tatsächlich einen Free Lunch, und der gute Deal hat keinen Haken.

Beispiele

  • Robert Heinlein
  • Milton Friedman
  • Gutscheine
  • Anreize
  • Hidden intentions

Verwandte Modelle

  • Opportunitätskosten

# Skaleneffekte

In der BWL wird zwischen Fixkosten und variablen Kosten unterschieden. Die variablen Kosten beschreiben dabei die (zusätzlichen) Kosten, die für die Produktion einer (weiteren) Einheit eines Guts benötigt werden.

Die Fixkosten, z. B. die Kosten für die Fabrik und die Maschine, fallen unabhängig von der produzierten Menge an (in Wahrheit sind langfristig alle Kosten variabel). Wenn man mehr produziert, so verteilen sich die Fixkosten auf mehrere produzierte Einheiten – die Durchschnittskosten pro Einheit sinken also. Ist dies der Fall, spricht man von Skaleneffekten.

Skaleneffekte können auch dadurch enstehen, dass durch große Einkaufsmengen die durchschnittlichen variablen Kosten sinken. Zum Beispiel ist es möglich, dass 500 Einheiten eirer Maschine pro Maschine 300 € kosten, bei einer Einkaufsmenge ab 1.000 aber nur 290 € pro Maschine. Auch dann spricht man von Skaleneffekten.

Grundsätzlich treten Skaleneffekte also auf, wenn durch einen Größenanstieg ein Kostenvorteil erreicht wird. Skaleneffekte sind ein fundamentler Bestandteil des Geschäftslebens. Man findet sie in der klassischen Industrie, z. B. bei der Produktion von Autos. Noch deutlicher ist der Effekt der Skaleneffekte aber im digitalen Bereich. Denn hier gibt es variable Kosten nicht oder sie sich verschwindend gering. Das bedeutet: Code, Musik oder Videos lassen sich praktisch kostenlos verteilen – es gibt (nahezu) keine variablen Kosten, die Fixkosten (Kosten der Produktion eines Videos oder Musikstücks) verteilen sich also sehr schnell auf die verbreiten Einheiten.

Beispiele

  • Prodution
  • Fabriken
  • Fixkostendegression

Verwandte Modelle

  • Verbundeffekte

# Verbundeffekte

Verbundeffekte sind mit den Skaleneffekten verwandt und werden oft verwechselt. Stellen wir uns auch hier eine Fabrik vor. In dieser Fabrik kann man nicht nur den Golf, sondern auch den Passat bauen. Das ist ein Verbundeffekt.

Ein Computer ermöglicht Verbundeffekte. Auf ein und demselben Computer kann man Musik erstellen, Videos schneiden, im Internet surfen oder einen Bestseller schreiben. Auch das Smartphone vereint viele Funktionen in einem Gerät.

Wikipedia unterscheidet zwei Formen von Verbundeffekten. Die erste Form wird als Bündelungseffekt bezeichnet:

"Von Bündelungseffekt spricht man, wenn eine horizontale Bündelung der Produktsegmente erfolgt. Dies entspricht also einer Erhöhung der Leistungsbreite." — Wikipedia

Die zweite Form wird als Verkettungseffekt bezeichnet:

"Von Verkettungseffekt spricht man, wenn eine vertikale Verkettung von Wertschöpfungsstufen erfolgt. Dies entspricht also einer Erhöhung der Leistungstiefe." — Wikipedia

Das Cross-Selling im Marketing ist auch eine Form des Verbundeffekts. Cross-Selling wird zwar zum Teil sehr unterschieldich definiert. Im Kern aber bedeutet es, dass an einen Kunden über einen bereits bestehenden Kanal an den Kunden noch mehr Produkte verkauft werden. Wenn in einem Apple Store neben dem iPhone auch noch passende Hüllen (und weiteres Zubehör angeboten werden), dann ist das eine Form von Cross-Selling. Der "Verbund" des Stores wird also für verschiedene Zwecke genutzt, und das sorgt am Ende des Tages für höhern Umsatz.

Verwandte Modelle

  • Skaleneffekte

# Tragik der Almende

Die Tragik der Allmende entsteht dann, wenn ein Gut, das der Allgemeinheit zur freien Verfügung gestellt wird, übernutzt wird. Das klingt auf den ersten Blick etwas abstrakt. Wie kann es also in einem konkreten Beispiel erklärt werden?

Eine Wiese, die ein ganzes Dorf zu Weide benutzen darf, wird übernutzt werden: zu viele Kühe werden dafür sorgen, dass die Nährstoffe verbraucht werden. Bei privater Nutzung würde der Bauer darauf achten, die Wiese hinreichend zu schonen. Analog gilt das für öffentliche Toiletten, Umweltverschmutzung und viele andere Themen.

Es handelt sich um Anreizproblem, denn denn die durch Übernutzung entstehenden Kosten oder Verluste werden von anderen getragen. Man hat demnach nur bedingt skin in the game, da man das Risiko (downside) für die Übernutzung kaum trägt. Bewirtschaftet man eine Wiese alleine, so trägt man auch das komplette Risiko (die komplette downside) – man hat also skin in the game.

Beispiele

  • Überfischung der Weltmeere
  • Raubbau
  • Teufelskreis
  • Wiese, die von allen Dorfbewohneren genuttz werden darf

Verwandte Modelle

  • Skin in the game
  • Anreize
  • Abnehmender Grenznutzen
  • Rückkopplung

# Prinzipal-Agent-Theorie

Die Prinzipal-Agent-Theorie ist eines der bedeutensten Modelle der Mikro-Ökonomie. Wie auch bei der Tragik der Allmende geht es hier um Anreize.

Im Kern geht es um den Prinzipal und den Agenten. Zwischen den beiden besteht eine Vertragsbeziehung oder bahn sich zumindest an. Ein Beisiel verdeutlicht die Situation.

Wenn ich (Prinzipal) ein gebrauchtes Auto kaufe, dann weiß der Verkäufer (Agent) mehr über dessen Eigenschaften, als ich. Er wird mir versteckte Mängel gerne verschweigen, denn sie würden den Preis, den ich zu zahlen bereit bin, reduzieren. Diese Informationsasymmetrie nennt man adverse Selektion.

Ähnliches gilt, wenn ich mich versichern möchte: die Versicherung (Prinzipal) weiß nicht um mein Risiko, denn das verschweige ich besser. Es versichern sich ja ohnehin eher die Menschen mit einem hohen Risiko (Agent), denn für die lohnt es sicher eher. Personen, die versichert sind, gehen ein höheres Risiko ein, denn sie tragen ja nicht die Kosten – das ist das moral hazard. Versicherte Personen haben kein skin in the game, tragen also nicht das Risiko ihrer Aktionen.

Alle Probleme dieser Art werden mit dem *Principal-Agent-Modell dargestellt. Auch das Verhalten von Managern (Agent) und Stakeholder (Prinzipal) kann man mit damit erklären, z. B. debt overhang (opens new window).

Beispiele

  • Arbeitnehmer
  • Social Loafing
  • Gebrauchte Autos (Lemons)
  • Versicherungen

Verwandte Modelle

  • Anreize
  • Skin in the game

# Komparativer Vorteil

Der komparative Vorteil besagt, dass Handel sich immer lohnt. Das klingt zunächst nach einer Aussage, die eines Beweises bedarf. In den VWL-Lehrbüchern wird als Beipsiel gerne eine Situation mit zwei Inseln herangezogen.

Die Bewohner der ersten Insel sind sehr gut darin, Tabak zu produzieren. Sie produzieren 10 kg Tabak pro Stunde. Bei der Produktion von Kakaobohnen sind sie aber nicht so leistunsgfähig. Sie schaffen 6 kg Kakaobohnen pro Stunde.

Diee Bewohner der zweiten Insel sind sowohl in der Produktion von Tabak als auch bei der von Kakaobohnen, besser. Sie schaffen 20 kg Tabak pro Stunde und 8 kg Kakaobohnen pro Stunde.

Der VWLer zeigt nun mathematisch, dass die Bewohner der ersten Insel ausschließlich Kakaobohnen produzieren sollten, währen die Bewohner der zweiten Insel ausschließlich Tabak produzieren sollten. Und das, obwohl die Bewohner der zweiten Insel bei beiden Gütern mehr produzieren.

Wenn die beiden Inseln nämlich Handel treiben (der keine weiteren Kosten verursacht), dann können sie durch die Spezialisierung auf ihre relativen Stärken (und genau das ist der komparative Vorteil), insgesamt mehr konsumieren, als wenn sie keinen Handel betreiben.

Ein etwas moderneres Beispiel, das den komparativen Vorteil erklärt, ist folgendes: Ein Manager ist wahrscheinlich besser darin, seine Termine zu managen, als seine Sekretärin. Er ist aber um ein Vielfaches besser darin, Manager zu sein. Es macht also nur Sinn, wenn er das macht, was er am besten kann – das ist sein komparativer Vorteil.

Beispiele

  • David Ricardo
  • Handel
  • Arbeitsteilung
  • Spezialisierung

# Gefangenendilemma

Das Gefangenendilemma ist eines der bekanntesten Konzepte aus der Spieltheorie.

Zwei Gangster werden verhört.

  • Wenn sie beide auf schuldig plädieren, erhalten beide je 4 Jahre Strafe.
  • Wenn beide schweigen, erhalten beide je 2 Jahre Strafe.
  • Wenn einer der beiden aussagt, der andere aber schweigt, dann erhält der aussagende 1 Jahr, der schweigende 5 Jahre

Nun könnten sich die beiden Gangster – streetsmart wie sie sind – natürlich darauf einigen, dass beide schweigen – denn dann kriegen sie je nur zwei Jahre Strafe. Das tun sie auch. Da sie aber beide besonders clever sein wollen, versuchen sie den anderen hinters Licht zu führen – und sagen aus. Denn wenn der andere sich an die Abmachung hält, dann kommt der Aussagende mit einer Strafe von einem Jahr davon. Blöd nur: beide sagen aus, weil beide besonders clever sind, also kommen beide vier Jahre in den Knast.

Das ist das klassische Gefangenendilemma. Denn obwohl es ein Ergebnis gibt, bei dem beide besser abschneiden (beide schweigen), lohnt es sich individuell stets, auszusagen. Das ist, so sagt man, die dominante Strategie. Das entstehende Gleichgewicht ist ein Nash-Gleichgewicht. Spannend wird es, wenn man ein solches Spiel wiederholt. Gefangenendilemma gibt es nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis – und sie führen stets zu einem nicht optimalen Ergebnis.

Beispiele

  • Reinhard Selten
  • John Forbes Nash
  • A Beautiful Mind

# Mr. Market

Mr. Market ist eine Allegorie des großen Ben Grahams, den Warren Buffet als "my hero" bezeichnet. Mr. Market ist ein launiger Geselle, ein bisschen wie ein schlecht gelaunter Nachbar, der manchmal komische Dinge macht.

Als Investor muss man das Verhalten des Mr. Market ausnutzen. Die Hypothese des effizienten Marktes widerspricht dem Konzept von Mr. Market: im perfekten Markt ist Mr. Market alle gleichgültig, denn alles ist ja effizient. Hier zeigt er keine Gefühle. Die oft sichtbare Irrationalität der Menschen deutet darauf hin, dass Mr. Market immer mal wieder Gemütsschwankungen haben wird – und die kann man immer wieder nutzen.

Beispiele

  • Ben Graham
  • Warren Buffett
  • Charlie Munger
  • Value Investing

# Erwartungsnutzen

Der Erwartungsnutzen ist eine Erweiterung des Konzepts des Erwartungswertes. Hier wird nicht nur der value eines outcomes herangezogen, sondern die utility eines Ergebnisses. Der Erwartungsnutzen modelliert die Risiko-Präferenzen eines Entscheiders. Menschen können risikofreudig/risikoaffin, risikoneutral oder auch risikoscheu/risikoavers sein. Die Nutzenfunktionen sind dann jeweils konvex, linear und konkav.

Verwandte Modelle

  • Abnehmender Grenznutzen
  • Prospect Theory

# Abnehmender Grenznutzen

Die meisten Dinge haben, so sagt man, einen abnehmenden Grenznutzen. Wer 30.000 € verdient, freut sich über eine Gehaltssteigerung auf 60.000 € mehr, als jemand der von 500.000 € auf 530.000 € kommt. Geld ist ein sehr gutes Beispiel für den abnehmenden Grenznutzen.

Bei Essen ist es ganz genau so: ein Burger schmeckt gut, ein zweiter vielleicht auch noch, aber ab dem dritten Burger nimmt der zusätzliche Nutzen stark ab. Auch das erste kühle Pils schmeckt mit Abstand am besten. Dieses Konzept der Sättigung ist von fundamentaler Bedeutung in vielen Bereichen – immer da, wo Menschen konsumieren.

Beispiele

  • Essen
  • Geld
  • Düngen
  • Sex

Verwandte Modelle

  • Erwartungsnutzen

# Prospect Theory

Die Prospect Theory und alle damit einhergehenden Konzepte ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der Psychologie überhaupt. Kahneman hat hierfür den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften erhalten.

Im Gegensatz zu Erwartungswert und Erwartungsnutzen, die beide eine Entscheidungskriterium im rationalen, positiven Sinne, also präskriptiv sind, ist die Prospect Theory eine deskriptive Methode, das heißt sie beschreibt, wie Menschen tatsächlich Entscheidungen treffen. Im Kern sagt sie aus, dass Verluste stärker schmerzen als Gewinne uns erfreuen (Loss aversion) und wir Verluste und Gewinne immer von einem Referenzpunkt aus beurteilen.

Der Endowment effect besagt, dass wir Dinge, die wir besitzen, mehr schätzen, als es rational gegeben wäre. Darum wollen wir auch oft, wenn wir etwas Gebrauchtes verkaufen, mehr, als viele Käufer dafür bereit sind zu bezahlen.

Beispiele

  • Amos Tversky
  • Niccoló Machiavelli
  • Loss aversion
  • Zocken im Casino
Zuletzt geändert: 1/13/2020, 8:54:44 PM